Heuer werden es 50 Jahre, dass ich dem Club angehöre. Und ich halte trotz der öffentlichen Kritik der jüngeren Vergangenheit große Stücke auf den ADAC. Vor allem natürlich, weil er gut organisiert ist und normalerweise in Notlagen rasch und kompetent hilft. Das habe ich in fünf Jahrzehnten mehrmals auch und besonders bei Auslandsreisen erfahren (müssen), einmal in Lissabon, einmal in Madrid, aber auch ein paar Mal innerhalb Deutschlands.
Gelegentlich holpert’s allerdings auch ein bisschen bei der Organisation der Hilfe wie zuletzt anlässlich meines Auffahrunfalles während unserer Geburtstagsrundreise durch Franken Ende Februar. Deshalb will ich hier mal die Abläufe anhand gemachter Aufzeichnungen und Handy-Daten als Gedächtnisprotokoll darlegen. Vielleicht erkennt man beim ADAC ein gewisses Optimierungspotential für solche Fälle.
Freitag, 26. Februar 2016
Nach dem Unfallgeschehen am 26.02.2016 gegen 14.45 Uhr (siehe auch Blogbeitrag vom selben Tag) verständige ich um 15.06 Uhr die ADAC-Notrufzentrale. Man nimmt wie üblich alle Details auf und verspricht, einen Abschleppdienst zu organisieren, der das WoMo (4,0 t, L 6,50 m, B 2,30 m, H 3,20 m) und uns nach Hause bringen werde.

15.21 Uhr: Ein Abschleppunternehmen ruft an, nimmt erneut alle Daten auf, insbesondere die Maße und erklärt, sich wieder zu melden.
15.33 Uhr: Das Abschleppunternehmen sagt ab. Ich informiere den ADAC darüber.
16.09 Uhr: Ein Bamberger Abschleppunternehmen meldet sich, nimmt wieder die Fahrzeugdaten auf und bittet um Übersendung von Fotos des WoMos. Man habe aber heute ohnehin keine Möglichkeit zur Ausführung des Auftrages, weil das Abschleppfahrzeug anderweitig gebunden sei. Das teile ich dem ADAC mit und mache darauf aufmerksam, dass ich neben der Unfallstelle nicht ewig stehen bleiben könne.
16.21 Uhr: Die eMail-Adresse für die Fotos wird aus Bamberg per eMail mitgeteilt für den Fall, dass der Transport am Samstag durchgeführt werden solle.
16.22 Uhr: Reklamation beim ADAC! Kurz darauf Rückruf, es käme jetzt ein Abschlepper aus Hof.
16.37 Uhr: Ich maile trotzdem vorsorglich die eben gemachten Fotos vom WoMo und vom Schaden nach Bamberg.
17.15 Uhr: Ein Abschleppunternehmen aus Hof nimmt telefonisch wieder sämtliche Daten auf, insbesondere auch die Fahrzeughöhe, und kündigt das Eintreffen des Abschleppwagens für etwa 18.30 Uhr an.
17.45 Uhr: Anstandshalber eMail nach Bamberg, dass der ADAC einen anderen Abschleppdienst schicke und deshalb keine Bemühungen mehr erforderlich seien.
ca. 18.45 Uhr: Abschleppwagen aus Hof trifft ein. Der Fahrer erklärt als Erstes, es gäbe ein Ptoblem. Das WoMo sei zu hoch für sein Auto. Da sich seine Bühne schon mehr als einen Meter über der Fahrbahn befinde, käme er bei 3,20 m WoMo-Höhe über die erlaubten 4,00 m Gesamthöhe. Auf meine Frage, warum ein ungeeignetes Fahrzeug geschickt worden sei, verweist der auf die Disposition in der Firma. Man habe ihn ohne nähere Angaben losgeschickt. Es werden mehrere Telefonate mit der Fa. und dem ADAC geführt. Schließlich fährt der Abschlepper unverrichteter Dinge wieder heim. Inzwischen ist es dunkel geworden.
19.40 Uhr: Ich frage beim mir bekannten ADAC-Abschleppdienst Ach in Weiden nach, ob man ein geeignetes Abschleppauto habe.
19.48 Uhr: Absage der Fa. Ach, weil die Bühnen der Abschlepp-LKW alle über 1 m seien.
Da bislang kein Straßenwachtfahrer da gewesen ist, um zu beurteilen, ob das WoMo nicht provisorisch fahrtüchtig gemacht werden könne, rege ich dies beim ADAC an.
20.41 Uhr: Ein Gelber Engel kündigt sein Kommen an.
ca. 21.00 Uhr: Der Gelbe Engel kann nicht helfen (Schäden am Kühler).

Da ich mit dem WoMo eine relativ lebhaft befahrene Ortszufahrtsstraße halbseitig blockiere, frage ich an der benachbarten 24-Std.-Tankstelle, ob wir uns über Nacht auf das Tankstellengelände stellen dürfen. Das wird bis Mittag gestattet, und ich fahre vorsichtig, da ohne Kühlung, auf den mir zugewiesenen Platz. Dort können wir gut übernachten.

Zwischen 18.30 Uhr und 23.00 Uhr werden mindestens sechs weitere Telefonate mit dem ADAC geführt. Da die ADAC-Pannenhilfe häufig “anonym” anzurufen pflegt, hat das Handy außer der Tatsache der Gespräche keine Daten wie Uhrzeit oder Dauer aufgezeichnet.
Im letzten Telefonat an diesem Tag vereinbare ich mit der freundlichen Dame des ADAC, am nächsten Morgen selbst nach einem geeigneten Abschlepper in der Wohnmobilbranche zu suchen, um nicht das Wochenende neben der Unfallstelle verbringen zu müssen.
Samstag, 27. Februar 2016
08.09 Uhr: Anfrage beim Wohnmobilhändler Freizeitcenter/Autohaus Dietz in Ebern, ob er abschleppen und evtl. instandsetzen könne. Dietz sagt zu, uns und das WoMo gegen 13 Uhr abzuholen, falls ADAC zustimmt.
Ich unterrichte wieder den ADAC und bitte um Zustimmung zur Kostenübernahme, da Dietz kein ADAC-Partner ist. Dietz und ADAC einigen sich auf feste Abschleppkosten, dIe ich erst mal verauslagen solle. Der Abschleppauftrag wird erteilt.
Die Wartezeit nutze ich für die telefonische Schadensmeldung an die Allianz. Angenehm unkompliziert! Die Versicherung will am Dienstag einen Sachverständigen zum Standort des Fahrzeuges schicken.
Außerdem lese ich die ADAC-Schutzbriefbestimmungen und erkenne, dass ohnehin vorgesehen ist, dass erst in die nächste geeignete Werkstatt geschleppt wird, um eine Schadensfeststellung und Begutachtung durchführen zu lassen. Vom Ergebnis hängt das Reparaturverfahren und seine Dauer ab.


Pünktlich werden wir und das WoMo abgeholt. Für die Personen hat Dietz sogar einen Kleinbus mitgebracht. Das WoMo wird mit den Vorderrädern in eine Spezialvorrichtung gestellt, so dass die Höhe unerheblich ist und es problemlos die 50 km weit nach Ebern auf den WoMo-Stellplatz des Freizeitcenters Dietz gebracht werden kann, wo wir bis zum Eintreffen des Sachverständigen am Dienstag wohnen können. Dadurch sparen wir der Schutzbriefversicherung die Übernachtungskosten. Für Ausflüge steht uns ein vom ADAC genehmigter Leihwagen des Opel-Autohauses Dietz zur Verfügung, mit dem wir am Ende auch samt einem Teil des Gepäcks nach Hause fahren werden. So war die Geburtstagsrundreise wenigstens nicht total verdorben.

Beiläufig erfahre ich, dass es in Ebern auch ein ADAC-Abschleppunternehmen mit einem geeigneten LKW zum Abschleppen von Wohnmobilen geben soll. Anscheinend ist die ADAC-Datenbank diesbezüglich nicht ganz up to date. Auch ein mir inzwischen bekannt gewordener oberpfälzer ADAC-Abschleppdienst mit entsprechender Ausrüstung war seltsamerweise am Unfalltag nicht in Betracht gezogen worden.
Der Sachverständige riet mir am Dienstag zu zwei Alternativen: 1. Reparatur durch Austausch der GFK-Frontmaske oder 2. Verkauf und Wiederbeschaffung eines vergleichbaren WoMos. Da ich in der letzten Zeit sehr viel zur Werterhaltung investiert hatte, entschied ich mich für Instandsetzung. Das dürfe nicht mehr als 25.000,00 EUR kosten, sonst entstehe ein Totalschaden.
Nun wartet das WoMo halt immer noch fern der Heimat in Ebern auf die Entscheidung, welche Fachwerkstatt damit betraut werden soll. Anfragen in verschiedenen Betrieben und im Niesmann&Bischoff-Werk laufen noch.
Was den ADAC betrifft, gaben sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehr viel Mühe und waren stets freundlich. Organisieren musste ich dieses Mal das Wesentliche aber letztlich selber.
Immerhin: Dank der ADAC-Schutzbriefleistungen und unbürokratischer Kostenübernahmezusagen für Abschleppdienst und Leihwagen eines Nicht-ADAC-Partners wurden die Unannehmlichkeiten nach dem Unfall deutlich abgemildert, und wir konnten unsere Geburtstagsrundreise durch Franken in abgewandelter Form sogar noch während der Wartezeit auf den Sachverständigen ein wenig fortsetzen sowie am Ende mit einem Teil des Gepäcks und der Utensilien aus dem WoMo nach Hause fahren.
UPDATE Ende April:: Inzwischen habe ich nach vielen eMails und Telefonaten sowie entsprechender fachlicher Beratung erfahren, dass solche Reparaturen nur im Herstellerwerk fachgerecht durchgeführt werden können. Folglich habe ich zwangsläufig entschieden, das WoMo im Niesmann + Bischoff Werk in Polch instandsetzen zu lassen und daher dem dortigen Service-Center den Reparaturauftrag erteilt.
Mit dem Transport des Fahrzeuges ins Werk habe ich die Hausspedition von Niesmann&Bischoff beauftragt, da der zu verauslagende Preis deutlich niedriger liegt als der Vergleichspreis des ADAC. Das WoMo steht also jetzt zur Instandsetzung im N&B-Servive-Center.
Mit dem Abschluss der Reparatur in Polch ist allerdings erst Ende Mai zu rechnen, da u. a. der GFK-Stoßfänger erst dann wieder als Ersatzteil zur Verfügung stehen wird. Die Allianz hat bereits eine Deckungszusage an N + B geschickt. Ich hoffe, es klappt in den kommenden Wochen alles so wie jetzt geplant. Dann sollten spätestens ab Juni wieder Reisen mit dem eigenen Wohnmobil möglich sein.
Dann werde ich hier in Werners WoMoBlog auch ein Resümee zu meinen Erfahrungen mit den beteiligten Firmen, der Allianz und dem ADAC ziehen.