Anrüchiges? Das Bord-WC im WoMo

Im ersten Beitrag der Rubrik „So handhaben WIR das!“ beschäftige ich mich wie angekündigt mit einem Thema, über das gerne diskret geschwiegen wird, weil es als unangenehm, ja anrüchig gilt: die Bordtoilette. Wie wir mit ihr problemlos umgehen, will ich nachstehend schildern.

Wichtig waren uns bei der Bord-Toilette von Anfang an folgende Kriterien:

  • Benutzung ohne Chemie (Umweltschutz, Kosteneinsparung, Bequemlichkeit)
  • Geruchsfreiheit (weder Fäkalien- noch Chemiegeruch erwünscht)
  • Kapazität für mind. 1 Woche (Autarkie, Bequemlichkeit)
  • einfaches Handling (Bequemlichkeit)
  • Wartungsarmut (Bequemlichkeit, Zeit- und Kosteneinsparung)
  • Weitgehende Folgekostenfreiheit

Unsere Ausstattung (siehe auch hier!)

Unser Bord-WC ist eine 1997 serienmäßig von Niesmann&Bischoff verbaute Thetford Kassettentoilette des Typs C 200 mit elektrischer Spülung aus dem Frischwassertank. Als Extra hatten wir uns gleich das SOG-Toilettenentlüftungssystem von Dahmann mitbestellt. Später kamen noch zwei Ersatzkassetten (Fäkalientanks) hinzu. Somit steht erforderlichenfalls eine Gesamttankkapazität von rund 50 Litern zur Verfügung, was für uns notfalls etwa 10 Tage Unabhängigkeit von einer Entsorgungsstation bedeutet. Ein Einzelreisender kommt an die drei Wochen aus, wenn es sein muss.

WC-Zusätze und Toilettenpapier

Chemische Zusätze gibt es dank SOG bei uns nicht, seit fast 20 Jahren! Damit schonen wir die Umwelt und sparen viel Geld. Spezielles Toilettenpapier verwenden wir auch nicht. Trotzdem hatten wir noch nie ein verstopftes Klo, weil wir alle, also auch die „kleinen“, Geschäfte auf dem Bord-WC verrichten. Flüssigkeit ist wichtig für die Audflösung der Feststoffe.

Entsorgungs- und Wartungsaufwand

Entleeren der Kassette wie üblich über den ausklappbaren Ausgussstutzen. Da keine Chemie Verwendung findet, könnte man den Inhalt auch ohne schlechtes Gewissen ins normale Klo schütten. Außerdem kann man bei günstiger Gelegenheit jederzeit auch eine teilgefüllte Kassette entsorgen, ohne einen umweltschädlichen Überdosierungseffekt durch bereits eingefüllte Chemie befürchten zu müssen.

Es gibt keinen besonderen Pflegeaufwand. Die Kassette wird bei uns nach dem Entleeren innen kurz ausgespült und außen abgewischt, falls das vor Ort möglich ist. Lediglich auf den Schieber kommen ab und zu ein paar Tropfen Aqua Rinse Dichtungspflegemittel. Einen Zentimeter Wasser lasse ich zudem immer auf dem Schieber stehen. Eine gründliche Innenreinigung der Fäkalientanks haben wir ehrlich gestanden noch nie bei unseren Kassetten durchgeführt. Vielleicht weil es nicht nötig erschien, da kein Gestank auftrat. Das gesamte Bad und natürlich die Toilettenschüssel werden selbstverständlich regelmäßig gereinigt.

Etwa alle zwei Jahre wechsle ich den Aktivkohlefilter, durch den SOG ins Freie bläst, damit etwaige Nachbarn hinter dem Auto keine ungewollten Düfte ertragen müssen. Auch die Schieberdichtung behalten wir im Auge, mussten aber erst einmal eine ersetzen, was sehr einfach geht.

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In dem kleinen Aufsatz am Kassettentürchen befindet sich der Altivkohlefilter.

So benützen wir das Bord-WC

  1. Schieber öffnen, SOG-Ventilator läuft automatisch an!
  2. WC-Deckel öffnen!
  3. evtl. mit ein paar Blatt Toilettenpapier die Schieberöffnung gegen Verschmutzung abdecken (muss nicht sein, erspart aber u. U. nachheriges unangenehmes Säubern)!
  4. auf Brille setzen, auch beim Pinkeln!
  5. danach Spülungsknopf (evtl. mehrmals) betätigen, bis WC-Schüssel geleert ist! Erforderlichenfalls säubern!
  6. wenn der Schieberbereich sauber ist, Schieber bis zum Einrasten schließen, der SOG-Ventilator stoppt automatisch!
  7. Deckel schließen! Hände waschen! Fertig!

So bleibt das Bord-WC sauber und funktionsfähig und vor allem: Es stinkt nicht!

So wechseln und entleeren wir die Kassette(n)

Ist die WC-Kassette (Tank unter dem Schieber) nahezu voll, tauschen wir sie gegen eine leere, falls sich gerade keine Entsorgungsstelle in der Nähe befindet. Um die Kassette nicht vom Stellplatz zu einer weiter entfernten Entsorgungsstelle schleppen zu müssen, tauschen wir sie einstweilen gegen eine leere aus und entsorgen beide, wenn wir ohnehin mit dem WoMo zur V/E fahren.

Der Kassettentausch funktioniert so:

  1. Schieber kurz öffnen und schließen, damit beim anschließenden Entnehmen der Kassette nichts in den Schacht läuft!
  2. Ersatzkassette aus dem Außenstaufach nehmen und bereithalten!
  3. Türchen zum Kassettenschacht auf der linken Fahrzeugseite aufsperren und öffnen!
  4. Verbindungsschlauch (vom Ventilator im Türchen zur Kassette) vom Entlüftungsstutzen an der vollen Kassette abziehen!
  5. Entlüftungsstutzen mit vorhandenem Stopfen dicht verschließen!
  6. Volle Kassette entnehmen und abstellen!
  7. Leere Kassette in Schacht einschieben, Stopfen vom Entlüftungsstutzen dieser Kassette abziehen und Entlüftungsschlauch aufstecken!
  8. Schachttürchen schließen (Entlüftungsschlauch dabei nicht quetschen) und absperren!
  9. Volle Kassette ins Ersatzkassetten-Staufach schieben!
  10. Bei nächster Gelegenheit Inhalt entsorgen!

Die Entsorgung (ohne Kassetttentausch) geht so:

  1. Türchen zum Kassettenschacht aufsperren und öffnen!
  2. Verbindungsschlauch (vom Ventilator im Türchen zur Kassette) vom Entlüftungsstutzen an der vollen Kassette abziehen!
  3. Entlüftungsstutzen mit vorhandenem Stopfen dicht verschließen!
  4. Volle Kassette entnehmen und zur Entsorgungsstelle bringen!
  5. Ausgießstutzen der Kassette ausklappen und Deckel abschrauben!
  6. Möglichst ohne Spritzen in den dafür vorgesehenen Fäkalienausguss entleeren, dabei grünen Belüftungsknopf drücken, sonst entsteht Unterdruck im Tank, und er entleert sich schlecht!
  7. Falls möglich, etwas Wasser in Kassettentank laufen lassen, schwenken und wieder ausschütten!
  8. Verschlussdeckel für Ausgießstutzen nicht vergessen!
  9. Stutzen einklappen und Kassette rundum abwischen.
  10. Die nun leere Kassette wieder in Schacht am WoMo einschieben, dabei Stopfen vom Entlüftungsstutzen abziehen und Entlüftungsschlauch wieder aufstecken!
  11. Schachttürchen schließen (Entlüftungsschlauch dabei nicht quetschen) und absperren!

So verfahren wir seit über Jahren ohne jegliche Probleme oder Geruchsbelästigungen. Dabei sollte ich unsere Nutzungsgewohnheiten nicht unerwähnt lassen:

Wir nutzen ausschließlich unsere Bordtoilette (ebenso Dusche und Spüle). Auch auf dem Campingplatz! Deshalb legen wir keinen Wert auf Stellplätze mit aufwändigem Sanitärgebäude. Eine funktionsfähige V/E-Station genügt (alle 8 bis 10 Tage). Weitere Infos hier!

Die konsequente Benutzung der bordeigenen Installationen scheint den Systemen gut zu tun, denn wir hatten in den fast 20 Jahren mit diesem WoMo trotz geringstem Wartungsaufwand noch keine Störungen am WC, an der Wasserversorgung oder an der Heizung. Lediglich ein Abwasserrohr hatte mal einen Haarriss. 2016 ließ ich bei N&B erstmals die Heizungsflüssigkeit erneuern.

Auch die Elektrik hat uns noch nicht im Stich gelassen. Wie wir Strom sparen, ohne sparen zu müssen und Komfort durch autarke Stromversorgung genießen, beschreibe ich in einem der nächsten Beiträge unter „So handhaben WIR das!“.


HINWEIS: Vorstehender Beitrag wird noch durch entsprechendes Bildmaterial ergänzt.

 

 

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