Das bei einigen Wohnmobilisten im Zusammenhang mit Stellplatzgebühren scheinbar beliebte Wort „Abzocke“ wird seit einiger Zeit auch immer häufiger in Zusammenhang mit den Stromkosten auf Stellplätzen gebraucht. Man beklagt, dass einige Stellplatzbetreiber vor allem im Winter fünf Euro und mehr als 24-Stunden-Strompauschale nehmen. Abzocker aus Gewinnsucht?
Zunächst ein paar Fakten: Die Kilowattstunde kostet im Privathaushalt je nach Tarif etwa 25 – 30 Cent. An Stellplatzautomaten oder auf Campingplätzen (Zählerablesung) werden in der Regel zwischen 50 und 70 Cent pro KWh in Rechnung gestellt. Das wird offenbar anstandslos und ohne Murren bezahlt.
Stellplatzbetreiber haben seit ein paar Jahren vermehrt mit dem Problem zu kämpfen, dass pauschalisierte Stromgebühren oftmals nicht mehr kostendeckend sind, weil von manchen vorteilsbewussten Zeitgenossen verbrauchsintensive Elektrogeräte wie Elektropatronen in Gasheizungen, elektrische Heizlüfter und Heizteppiche zusätzlich zu den üblichen Verbrauchern (Kaffeeautomat, Toaster, Fön, Ladegerät usw.) ans 230V-Netz angeschlossen werden.
Dagegen „wehren“ sich die Stellplatzbetreiber durch den Einsatz von Stromautomaten, geringere Anschlusswerte (z. B. 4 A statt 16 A) oder eben Erhöhung der Strompauschale, bzw. Stellplatzgebühr. Sind da 5,00 € und mehr täglich für den Strom gerechtfertigt oder ist das nur „Abzocke“?
Dazu ein Rechenbeispiel aus Sicht des Stellplatzbetreibers: Es herrschen frostige Temperaturen. Die WoMo-Besatzung schaltet die 2kW-Elektropatrone ein, um Gas zu sparen. Wegen der geringeren Heizleistung gegenüber Gas muss die Elektropatrone ständig aktiviert bleiben. Das bedeutet: 24 Stunden lang werden je 2 kWh verbraucht, also 48 kWh ohne Berücksichtigung weiterer Verbraucher im WoMo.
- Am Stromautomaten würde das mindestens 24 € kosten.
- Auf dem Campingplatz bei 70 Cent pro kWh sogar deutlich über 30 €!
- Selbst, wenn man den heimischen Tarif zugrundelegt, würden die Stromkosten noch mindestens 12 € betragen. Das dürften in diesem Beispiel annähernd auch die Selbstkosten des Stellplatzbetreibers sein.
Der will natürlich verdienen und nicht draufzahlen. Weil aber einerseits nicht alle Stellplatzgäste gleich viel verbrauchen und andererseits zu hohe Strompauschalen nicht durchsetzbar wären („Abzocker“-Image) macht der Betreiber wohl eine Mischkalkulation aus Stellplatzgebühr und Strompauschale auf der Basis von Durchschnittsverbrauchswerten. Da können 5 oder 7 € für den Strom vor allem in der kalten Jahreszeit durchaus gerechtfertigt sein, wenn auch nicht gerecht.
Verursacher des vermeintlich zu hohen Preises sind letztlich die profitorientierten „Großverbraucher“ unter uns, die eine „billige“ Stromquelle stets bis zur Neige anzapfen, bis der Platzbetreiber eines Tages merkt, dass er draufzahlt.
Leidtragende sind die Wenigverbraucher, die eigentlich nur ihr Batterieladegerät, die Beleuchtung und vielleicht den Fernseher betreiben wollen, aber die „Großverbraucher“ mitfinanzieren müssen. Ihnen bleibt wohl nur die Vermeidung von Stellplätzen mit hohen Strompauschalen.
Automaten sind da meist gerechter. Dennoch kann man dem Stellplatzbetreiber aus genannten Gründen fairerweise nicht „Abzocke“ vorwerfen. Eine Pauschale, also ein Durchschnittsbetrag, wird halt nicht jedem einzelnen Verbraucher gerecht.
Es gibt dennoch eine elegante Lösung für alle Mobilisten, die nicht nur ungern hohe Stromgebühren bezahlen, sondern, wie ich, auch nicht mit Kabeltrommel und Verlängerungskabel hantieren möchten: eine autarke Solarstromversorgung!
Gerade für Wenigverbraucher genügt schon eine kleine Anlage mit 100-200 Wp Solarleistung auf dem Dach, die möglichst über einen hochwertigen MPPT-Solarladeregler die Batterie(n) (Gel, AGM oder LiFePO4) vorschriftsmäßig (mit der richtigen Ladekurve) nachlädt. Komplette 100Wp-Solarsets für’s WoMo gibt es bereits zu Preisen zwischen 350 und 500 €. Bei eigener Zusammenstellung der Komponenten nach Bedarf geht es u. U. sogar noch etwas günstiger. Hinzu kommt natürlich die Montage.
Aber es lohnt sich. Seit den 1980er Jahren schon betreibe ich auf meinen Wohnmobilen Solaranlagen. Das jetzige Fahrzeug bestellte ich vor 20 Jahren gleich mit 200Wp-Solarmodulen und rüstete im Laufe der Zeit bis 490Wp mit MPPT-Ladereglern auf. Die ersten Module arbeiten immer noch sehr gut. Sie waren quasi eine einmalige Investition.
Landstrom stecke ich nur im Winter an, wenn die Tage kurz und dunkel sind und wir länger z. B. auf einem Campingplatz stehen, ohne uns beim Betrieb elektrischer Geräte einschränken zu wollen. Oder zuhause für den Frostschutz! Normaler Wohnbetrieb im WoMo ohne stromfressende Verbraucher (oder gar Wechselrichter) und die Erhaltung des nötigen Ladezustandes der Versorgungsbatterie funktionieren jedoch auch im Winter meist problemlos.
Wenn wir Landstrom benutzen, ist uns durchaus bewusst, dass das nicht billig ist. Weder bei pauschaler noch bei Zählerabrechnung! Als „Abzocke“ empfinden wir das aus vorgenannten Gründen aber nicht. Zudem müssen wir ja den Landstrom nicht unbedingt nehmen. Dann verzichten wir halt im Winter auf etwas „Luxus“ wie Kaffeevollautomat und andere 230V-Geräte sowie Kompressorgefrierbox und stundenlanges Fernsehen bei „Festbeleuchtung“ und lassen wieder etwas „Campingatmosphäre“ einkehren.
Mehr Infos zur Solarstromversorgung gibt es z. B. bei AMUMOT oder Offgridtec, bzw. bei Büttner Elektronik und im Camping-Fachhandel!

FAZIT: Strompauschalen sind so eine Sache. Die Einen freuen sich über quasi unbegrenzten „günstigen“ Strom. Die Anderen empfinden angemessene Pauschalen mitunter als „Abzocke“, weil sie mehr bezahlen als sie verbrauchen. Wer dagegen aufgrund des eigenen „Solarkraftwerks“ nicht immer gleich an die Steckdose muss, hat auch selten Stromkosten, dafür aber mehr Unabhängigkeit.
Hallo Herr Hain
Ein paar Anmerkungen zu ihrem Artikel. Ich glaube nicht, dass die „Vielverbraucher“ ein Problem für Campingplatzbetreiber sind, denn wer sitzt bitte 24 Stunden am Tag im Winter im Wohnmobil und heizt mit 2000 Watt elektrisch? Das Beispiel ist doch viel zu extrem.
Für den Betreiber sind viel eher die Wenigverbraucher und „Gar nicht Verbraucher“ ein Problem.
Und nun kommen wir zu den PV – Anlagen. Die lohnen sich in Wahrheit NIE, die „elegante Lösung“ ist in Wahrheit eine Milchmädchenrechnung.
Rechnen wir einmal mit den von ihnen vorgeschlagenen 70 Cent pro kwh.
Davon brauchen sie eine kwh am Tag, was immer noch mehr ist als ihre 100 wp Anlage für 350 Euro selbst am Äquator leisten wird an einem Tag. (wer zahlt die Montage und die Verkabelung? – Schon sind sie schnell bei 1000 Euro) .
Merken sie etwas? 35 000 : 70 = 500
So viele Tage müssten sie auf Campingplätzen stehen, um die Investition für ihre
Schade, dass Sie den Beitrag scheinbar recht oberflächlich gelesen haben! Es geht nicht um die günstigste Form, unterwegs Strom zu beziehen, sondern im Wesentlichen darum, dass Platzbetreiber, die pauschale Stromgebühren verlangen, den Vorwurf der „Abzocke“ nicht verdienen und im Übrigen die Abrechnung nach tatsächlichem Verbrauch am gerechtesten ist. 70 Cent pro kWh auf Campingplätzen schlage ich nicht vor, wie Sie schreiben, sondern das ist Realität.
Es geht auch nicht um Für und Wider Solaranlagen. Das ist abgesehen vom Umweltgedanken weitgehend Geschmackssache. Die Einen fahren halt meist auf Plätze mit Landstromversorgung, die Anderen möchten darauf nicht angewiesen sein, unabhängig vom Geldbeutel. Das gilt ja auch schon für die grundsätzliche Wahl des Wohnmobils oder des PKWs mit Caravan — alles Geschmackssache! Auch die gewünschte Bequemlichkeit spielt bei solchen Entscheidungen eine Rolle. Natürlich kann man mit Fahrrad und Zelt billiger verreisen als mit einem komfortablen Wohnmobil samt Stromautarkie.
Würde man Ihrer ohnehin nicht sehr realistischen Rentabilitätsrechnung folgen, kämen wir bei unserem Nutzungsverhalten sogar bei Ihrer Kalkulation nach rund fünf Jahren in den „grünen“ Bereich. Unser WoMo ist aber bereits 23.
Übrigens: Ich habe auch Ihren Kommentar zur Corona/Covid-19-Thematik gelesen. Ich halte ihn für derart unqualifiziert und abwegig, dass ich ihn weder veröffentlichen noch kommentieren werde, schon aus Respekt vor Jenen in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, die im Frühjahr schwer an Covid-19 erkrankt sind und z. T. Immer noch an den Folgen leiden, bzw. sogar gestorben sind. Die Toten waren 51 und 35.