Gestern verfĂĽhrte uns der strahlende Sonnenschein zu einem Sonntagsausflug in den benachbarten EU-Mitgliedsstaat Tschechien. FĂĽr uns sind es gerade mal 20 km bis zur (nicht sichtbar vorhandenen) EU-Binnengrenze. Der kalte böhmische Wind lieĂź allerdings die Temperaturen dort auch mittags nicht zweistellig werden. Neben der StraĂźe von Marienbad (MariánskĂ© LáznĂŞ) nach Kladská (s. Beitrag v. Mai 2016), wo wir zu Mittag essen wollten, fanden sich in schattigen Ecken immer noch ansehnliche Schneereste. Kladská liegt immerhin gut 800 m hoch.Â
Die kleine Ansiedlung entstand um ein seit 1878 bestehendes Forsthaus im Kaiserwald. Heute dienen die im Alpenstil erbauten Holzhäuser vor allem dem Tourismus. Bemerkenswert ist das in der Umgebung befindliche Naturreservat KladskĂ© rašeliny („Glatzener Moor“), welches dem Schutz der ausgedehnten Hochmoorflächen und vor allem dem Schutz der Heilquellen von Marienbad dient. 1991 hatte der Ort 66 Einwohner. Im Jahre 2001 bestand das Dorf aus 14 Häusern, in denen 67 Menschen lebten.[Wikipedia] Fotos gibt’s im oben genannten Beitrag vom vergangenen Jahr.
Es war wenig los in Kladská, wahrscheinlich wegen der Kühlschranktemperaturen und dem eisigen Wind. Das Gasthaus hatte geschlossen, sodass wir zurück nach Marienbad fuhren, um wie voriges Jahr im Restaurant Luna Park des Spa-Hotels Harmony zu speisen. Es war nicht voll, aber gut besucht. Dieses Mal wollten wir nicht auf der zugigen Terrasse sitzen und nahmen drinnen Platz. Es waren fast nur deutsche Gäste da. Auch die Preislage ist inzwischen ziemlich deutsch.
Dafür speist man aber ausgesprochen lecker und gepflegt. Ute wählte Wildgulasch, ich Kaninchen. Zusammen mit vier Getränken (Wein, Weinschorle, Türk. Kaffee und Espresso Macchiato) kostete das knapp 30 €. Ohne das Wildgericht, das fast doppelt so teuer war wie Kaninchen, wäre die Zeche deutlich günstiger ausgefallen. Wildbret-Speisen waren auf der Speisenkarte als einzige mit deutlich über zehn Euro angegeben.
Angenehm fiel uns auf, dass auf der Karte alle Preise sowohl in Kronen als auch in Euro angegeben sind, denn wir bezahlen grundsätzlich in EUR. Für gelegentliche, recht seltene Besuche wechseln wir nicht eigens tschechische Kronen ein. Treibstoff bezahlen wir ohnehin mit ADAC-Kreditkarte, was international 3% Tank-Rabatt einbringt. Der bei Einkäufen zugrunde gelegte Umrechnungskurs schwankt zwischen 26 und 27 CZK für 1 EUR.
Nach dem Mittagessen war unser nächstes Ziel das Kloster Tepl. Es liegt 12 Kilometer östlich von Marienbad am Fluss Teplá bei der Stadt Tepl (49°57’54.188″N, 12°52’42.527″E).
Gegründet wurde das Prämonstratenserkloster vom böhmischen Gaugrafen Hroznata im Jahre 1193. Besiedelt wurde das Kloster von zwölf Prämonstratensern aus dem Prager Kloster Strahov. Die Klosteranlage zählt zu den bedeutendsten Anlagen in Tschechien.
Das Kloster in Tepl wurde mehrmals ausgeplündert (Hussitenkriege, Dreißigjähriger Krieg, die Schlesischen Kriege). Im 17. Jahrhundert wurde es von einem großen Brand fast vernichtet. Während des 2. Weltkrieges war in einem Teil des Klosters ein Gefangenenlager untergebracht. Nach dem Jahr 1946 wurden die deutschen Mönche nach Bayern vertrieben. Im Jahr 1950 wurde das Kloster aufgelöst.  In den nächsten fast 30 Jahren diente es als Kaserne. Erst nach der Wende im Jahre 1990 bekam der Prämonstratenserorden das beschädigte Kloster zurück. Seither wird es schrittweise rekonstruiert. Im Jahre 2008 wurde das Kloster zum nationalen Kulturdenkmal Tschechiens erklärt.


Der älteste Teil des Stiftes, die romanisch-gotische 66 Meter lange Mariä Verkündigungskirche wurde in den Jahren 1193-1232 gebaut und zeigt den Übergang vom romanischen zum gotischen Baustil. Ein wichtiger Bestandteil des Klosters ist die einzigartige, zweitgrößte historische Bibliothek in der Tschechischen Republik. Sie wurde kurz nach der Gründung des Klosters eingerichtet. Den Forschern und Studenten stehen 100 000 Bände zur Verfügung, davon 700 Handschriften und 540 Wiegendrucke vorwiegend in lateinischer Sprache. Manche Bücher sind aber auch in der deutschen und tschechischen Sprache verfasst.
Da die Gastronomie im Kloster erst Mitte April wieder öffnet, fuhren wir zum Kaffeetrinken wieder nach Marienbad. Neben Golfplatz und Clubhaus steht das Golfhotel Morris mit seiner schönen Terrasse. Windgeschützt konnten wir dort in der wärmenden Sonne im Freien unseren Cappuccino schlürfen (Schattentemperatur 9°C). Ab und zu kamen Pferdekutschen vorbei, die Touristen durch Marienbad fahren.
Gemütlich tuckerten wir danach mit dem Volvo Richtung Deutschland. Bevor wir die Grenze erreichten, tankte ich noch in Broumov für 1,10 € pro Liter Superbenzin auf. Auf der Weiterfahrt bekamen wir Lust auf eine Pizza zum Abendbrot. Also machten wir gegen 18.30 Uhr einen Schlenker über Wurz und besuchten mal wieder den Lipperthof bei Erkan. Das Restaurant war wieder sehr voll, und wir konnten froh sein, uns an einem Tisch dazusetzen zu dürfen. So ist das halt ohne Reservierung.
Obwohl ich nicht gerade ein Pizza-Fan bin, begeistern mich die tĂĽrkischen Pizza-Varianten von Erkan immer wieder. Weil mir mein dortiges Stammgericht Rumpsteak mit 300g Fleischgewicht dieses Mal zu ĂĽppig erschien, bestellte ich fĂĽr uns gemeinschaftlich eine Pizza Garnelen und einen halben Salat Hawaii. Beides war dennoch reichlich und schmeckte ausgesprochen lecker. Wir waren danach mehr als satt und deshalb froh, dass wir zum Nachmittagskaffee keinen Kuchen gegessen hatten. Beim Bezahlen bekamen wir wie immer einen Verdauungsschnaps nach Wunsch „aufs Haus“.
Der Ausflug am ersten Tag mit Sommerzeit hatte Spaß gemacht und war auch lukullisch gelungen. Leider gab sich die Witterung noch nicht wirklich frühlingshaft.