Bekannte (Nichtmobilisten) fragen uns gelegentlich, ob uns denn das Reisen in der kalten Jahreszeit nicht zu unkomfortabel und ungemütlich sei. Dann versuchen wir, den Hoteltouristen zu erklären, wie wir im Wohnmobil Behaglichkeit herstellen, die der in einem Gästezimmer durchaus nicht nachsteht.
Bekanntlich besitze ich einen über 20 Jahre alten integrierten FlairLIFE (Titelfoto links) ohne den heutzutage weitgehend üblichen beheizten Doppelboden, also eigentlich ein „Sommerfahrzeug“. Schon beim Kauf im Jahre 1997 hatte ich mir bezüglich des Winterbetriebes Gedamken gemacht. Bei den doppelbödigen Flairs von N+B gefiel mir damals entweder der Grundriss nicht und/oder der Preis.🤑
Der kompakte FlairLIFE entsprach dagegen genau meinem Geschmack: u. a. mit viel Platz zum Wohnen mit 3-sitziger Couch und Barsitzgruppe, Alde Warmwasserheizung, guter Zuladung, Al-Ko Fahrgestell. Also wagte ich es und bestellte einen FlairLIFE 6.3 S mit Winterpaket. Schließlich hatten wir ja auch mit den Vorgänger-WoMos bereits Wintercamping ohne Doppelboden gemacht, und das selten auf Campingplätzen und bei bis zu -15°C.
Die Vorgänger (FFB integriert, MultiMobil teilintegriert) waren freilich auch sonst wenig für Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gerüstet. Da musste man sich bei Frost schon was einfallen lassen, z. B. Abwasser per Abzweig innen in Kanister unter dem Spül-/Waschbecken sammeln. Beim FlairLIFE dagegen befinden sich die Tanks in einem isolierten Unterflurkasten. Da ist noch nie etwas eingefroren.
Auch das Isolieren und Beheizen des im Original kältebrückenreichen Fahrerhausbereiches war bei FFB und MultiMobil wesentlich aufwändiger zu bewerkstelligen. Neben den auf allen einfachverglasten Scheiben anzubringenden Isoliermatten konnte ich auf einen dicken Isoliervorhang am Übergang vom Wohnbereich zum Fahrerhaus bei Frost nicht verzichten. Bei geschlossenem Vorhang war dann das Raumgefühl zumindest beim Teilintegrierten sehr beengt. Der integrierte FFB hatte eine Rundsitzgruppe im Heck. Da störte die Abtrennung weniger.
Beim FlairLIFE sind die kritischen Kältebrücken entschärft. So bestehen die Fahrerhaus-Seitenfenster aus Isolierglas-Doppelscheiben, und zur einfachverglasten Windschutzscheibe hin sorgt ein Isolierrollladen in Raumbreite dafür, dass die Kältebrücke möglichst gering ausfällt. Zusätzlich habe ich wohnraumseitig vor dem Rollladen noch einen Isoliervorhang anbringen lassen, der aber erst bei erheblichen Minustemperaturen zum Einsatz kommt, um eine evtl. Kältestrahlung der Kunststofflamellen abzuschirmen.

Der Fahrerhausboden ist mit einer Passformisoliermatte kälteisoliert. Darauf liegt der normale Teppich. Auch der Fußraumbereich unter dem Armaturenbrett ist durch eine anknöpfbare Matte gegen eindringende Kälte geschützt.

Diese wärmedämmende Rundumisolierung beim Flair ist eine wichtige Voraussetzung für effizientes Heizen und damit für Behaglichkeit. Es stehen mehrere Heizsysteme zur Verfügung. So müssen wir auch nicht gleich frieren, falls mal eines ausfallen sollte:
- ALDE Comfort Warmwasserheizung (Serie) mit Gas-, Elektro- oder Wärmetauscherbetrieb, mit Motorvorwärmfunktion
- WEBASTO Diesel Zusatz-Luftheizung unter Beifahrersitz (nachgerüstet)
- PAROLI Elektro-Fußbodenheizung 230 V (na chgerüstet)
Während der Fahrt erhitzt das Motorkühlwasser über den Wärmetauscher die Heizflüssigkeit im Alde-Warmwasserkreislauf. Über Konvektoren wird der Wohnraum bei eingeschalteter Umwälzpumpe mitbeheizt, bzw. das Wasser im Heizkessel erhitzt.
Im Standbetrieb kommt die Energie für den Heizkessel von einem Gasbrenner oder von zwei 230V-Heizpatronen (1000 und 2000 W), falls Landstrom, aber kein Gas verfügbar ist.
So handhaben wir das mit dem Heizen in der Regel
STANDBETRIEB
- Alde WW-Heizung: Gasbetrieb, Brennerstellung 5 (von 7), 12V-Umwälzpumpe EIN, Raumthermostat 23°C, alternativ: Elektrobetrieb (auch für Frostschutz),
- Nachtabsenkung: Brennerstellung 3, Raumthermostat 15°C
- nur Warmwasser: Umwälzpumpe AUS
- Motorvorwärmung: Wärmetauscherpumpe EIN
- Webasto Dieselheizung: Zuheizung nach Bedarf, vor allem …
- bei geöffnetem Front-Rollladen,
- morgens vor Aufhebung der Nachtabsenkung, bzw. vor dem Aufstehen,
- zur schnellen Raumaufheizung nach Abkühlung,
- zum Gassparen.
- Paroli Elektrofußbodenheizung (nur bei Landstromanschluss): Thermostatisch gesteuert, EIN bei weniger als 15°C Raumtemperatur
FAHRBETRIEB
- Ducato Fahrzeugheizung
- Alde WW-Heizung: Wärmetauscherbetrieb, 12V-Umwälzpumpe EIN, Raumthermostat 23°C
- Webasto Dieselheizung: Zuheizung für Fahrerhaus nach Bedarf
Durch Energiemix versuche ich, möglichst lange Unabhängigkeitsphasen zu erlangen.
GASVERBRAUCH während der Wintertour 2017/18
Für 16 Tage wurden nicht ganz vier Flaschen Gas verbraucht. Und das, obwohl wir tagsüber in der Regel zwecks besserer Aussicht den Isolier-Rollladen öffnen. Mit dem Gasrest betreibe ich auch mehr als eine Woche nach Rückkehr noch immer die Alde Heizung im Frostschutzmodus (Thermostat auf ca. 5°C). Somit reichte heuer eine 11kg-Gasflasche gut 4 Tage (Temperaturen um den Gefrierpunkt).
Bei den Vorgänger-WoMos mit Truma-Heizung reichten 11kg Gas nur für rund drei Tage Betrieb. Das dürfte mehrere Gründe haben:
- Heizungsmodell,
- Karosserieisolationswerte (Wandaufbau, Kältebrücken),
- gelegentliche Zuheizung mit Dieselheizung,
- Wegfall des Gasverbrauchs für Absorber-Kühlschrank,
- teilweises elektrisches Kochen.
Fazit: Wir kommen auch im Winter gut zurecht mit unserem FlairLIFE und erreichen mit den beschriebenen Maßnahmen und Verfahrensweisen auch bei Minustemperaturen ein behagliches Wohnklima im Reisemobil, ohne übermäßig viel Energie zu verbrauchen. Ich kenne Leute, die kommen mit einer 11kg-Gasflasche gerade mal zwei Tage aus. Deshalb habe ich es bis heute nicht bereut, vor über 20 Jahren zu diesem Modell von Niesmann+Bischoff gegriffen zu haben.
Gasfilter erforderlich?
Bei mir nicht! Ich klopfe auf Holz. 🤛 Es gab in 20 Jahren noch nie Störungen bei meinen gasbetriebenen Geräten im FlairLIFE. Auch davor bei FFB und MultiMobil nicht! Weder mit Tauschflaschen, noch mit einem 80l-Gastank! Ich begegne der Vermarktungsidee von Gasfiltern mit großer Verbraucherskepsis. 🤔