Wo genießen wir unseren Sonntagsbraten? Diese Frage stellt sich immer, wenn die eigene Küche am Sonntag kalt bleiben soll. Gestern hatte Ute die Idee, eine der Zoigl-Wirtschaften zu besuchen. Sie stehen in dem Ruf, auch besonders gut traditionell zu kochen. Wir entschieden uns für einen Besuch der Marktgemeinde Falkenberg, wo dieses Wochenende (Fr – Mo) die Brauereischänke Kramer-Wolf Zoiglbier zapfte. Wegen der Hitze war nicht das WoMo, sondern das Cabrio erste Wahl.
Neben der Kirche in Falkenberg fanden wir einen Parkplatz. Von dort sind es nur 100 m bis zum Kramer-Wolf, wo wir im großen Festsaal, einem früheren Heustadel, Platz nahmen, denn sowohl im Freien als auch in der Zoiglstube war alles besetzt, obwohl es noch nicht mal halb zwölf Uhr war. Reservierungen gibt es übrigens beim Zoiglausschank nicht.
Als erstes bestellten wir uns gleich mal jeder ein Zoiglbier, das hier beim Kramer Wolf besonders süffig schmeckt. Wikipedia schreibt über diese oberpfälzische Bierspezialität:
Der Zoigl (auch Zeugl oder Kommunbier) ist ein untergäriges Bier, das vor allem in der nördlichen Oberpfalz verbreitet ist und von Privatpersonen gemeinschaftlich gebraut wird. Die Maische für den Zoigl wird im so genannten Kommunbrauhaus gekocht und gehopft. Die gewonnene Würze nehmen die einzelnen Zoiglbrauer mit nach Hause und versetzen sie im Gärkeller mit Hefe. Da dabei jeder Zoiglbrauer nach seinem eigenen Rezept verfährt, sind Schwankungen im Geschmack des Zoigl von Ortschaft zu Ortschaft, aber auch von Wirt zu Wirt üblich und für das Zoiglbier geradezu typisch. Neben diesem traditionellen Zoigl wird heute (leider) auch von kommerziellen Brauereien Bier unter dem Namen Zoigl in Flaschen angeboten.“
Übrigens: Da es früher keine ganzjährigen Kühlmöglichkeiten gab, war das Bierbrauen nur in der kalten Jahreszeit zwischen Michaeli (29. September) und Georgie (23. April) erlaubt. Im Jahre 1854 waren auf dem Gebiet der heutigen Oberpfalz noch 75 Orte mit Kommunbrauereien erwähnt. Heute sind es nur noch fünf: Eslarn, Falkenberg, Mitterteich, Neuhaus und Windischeschenbach. Nur hier gibt es den echten Zoigl vom Kommunbrauer.

Falkenberg kann nicht nur lukullisch durch drei Zoiglstuben und mehrere angesehene Gastronomiebetriebe punkten, sondern auch touristisch: Die Marktgemeinde liegt am Eingang zum Waldnaabtal und besitzt als Wahrzeichen eine eindrucksvolle Burganlage mitten im Ort, über die Wikipedia weiß:
Burg Falkenberg
Die ältesten Mauerreste der bis 2009 bewohnten Höhenburg, die die engen Gassen des Ortes an der Waldnaab überragt, sollen aus dem 11. Jahrhundert stammen. Erstmals urkundlich erwähnt wurde die Burg indirekt im Jahre 1154 im Namen eines „Pilegrin de Valkenberch“.
Seit seiner Entstehung hatte dieser Wehrbau viele Besitzer. Zu Beginn waren es die Falkenberger und ab 1280 die Leuchtenberger. Um 1300 kam die Burg in den Besitz des Klosters Waldsassen. Der Abt Udalrich II. Birker wählte sie nach 1486 als Altersruhesitz. Um 1571 war sie im kurpfälzischem Besitz. Kurz vor Ende des Dreißigjährigen Kriegeswurde die Burg von den Truppen des schwedischen Generals Königsmarck beschossen und erobert. Mit der Säkularisation ging die Burg 1803 in den Besitz des Königreichs Bayern über. 1809 wurde ein Drittel des Bergfrieds abgetragen, die Steine wurden zum Bau des Pfarrhofs verwendet. Jahrzehnte danach wurde die Burg unter Denkmalschutzgestellt.
Von 1936 bis 1939 baute sie der damalige Besitzer, Friedrich-Werner Graf von der Schulenburg, wieder auf und restaurierte sie denkmalgerecht. Der frühere deutsche Botschafter in Moskau wollte darin seinen Lebensabend verbringen. Er war in das Attentat vom 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler verwickelt und wurde deswegen am 10. November 1944 in Berlin-Plötzensee nach einem Urteil des Volksgerichtshofs hingerichtet.
Im Dezember 2008 kaufte der Markt Falkenberg die Burganlage von den Erben Schulenburgs.[1] Nach grundlegender Modernisierung sind im Obergeschoss acht individuelle Hotelzimmer mit Blick über Falkenberg entstanden. Die Burg steht nach der offiziellen Einweihung durch Ministerpräsident Seehofer im November 2015 seit Anfang 2016 zur Besichtigung und für Veranstaltungen der Öffentlichkeit zur Verfügung. Betreiber der Burg ist der gemeinnützige Verein Forum Falkenberg – Freunde der Burg e. V.“
Nun aber zurück in den Festsaal: Wir bestellten eine Seniorenportion Sauerbraten für Ute und eine Gänsebrust für mich. Alles mundete ausgezeichnet. Unsere Tischnachbarn lobten auch den vorzüglichen Schweinebraten. Eine Riesenportion mit zwei Knödeln und Beilagensalat (oder Sauerkraut). Fair auch unsere Zeche von 21,00 € für unsere Essen + Zoigl + Mineralwasser + Espresso!
Dennoch waren wir froh, danach den “Stodl“ verlassen zu können, denn langsam wurde es drinnen unangenehm warm.
Wir machten noch einen kurzen Sightseeing-Spaziergang und fuhren dann mit dem Cabrio weiter zur Waldgaststätte Zainhammer, wo wir uns quasi als Dessert beide einen Eiskaffee gönnten. In Zainhammer könnte man übrigens auch mit dem WoMo stehen, außer es ist gerade Hochbetrieb.
Über Windischeschenbach ging es dann nach Hause.
Das sind ja Preise wie vor vierzig Jahren 🙈
Also! Auf in die Oberpfalz! 🤑