Vor allem wir Deutsche stehen ja in dem Ruf, rechte Schnäppchenjäger zu sein. „Geiz ist geil“ scheint für manche Zeitgenossen geradezu ein Lebensmotto zu sein. Es wird „gespart“, wo es nur geht, gerne auch auf Kosten der Solidargemeinschaft. Im wohnmobilen Alltag bedeutet das konkret: „Sparen“ von Geld durch Gebührenhinterziehung, sparsames Praktizieren von rücksichtsvollem Verhalten, allgemein sparsame Respektierung von gemeinschaftlichen Regeln und Vorgaben.
Man könnte hier sogar das unverantwortliche und gefährliche Fahren mit überladenen WoMos anführen, weil man nicht bereit ist, in ein tragfähigeres Fahrzeug zu investieren und den dazu passenden Führerschein zu erwerben oder eben weniger einzuladen. Manche Verkäufer beraten diesbezüglich auch unzureichend oder gar nicht.
Immer wieder liest man in Leserbriefen bei den einschlägigen WoMo-Fachzeitschriften das Gejammer von Wohnmobilisten und sogar Gespannfahrern über zu hohe Gebühren auf Stellplätzen, über vermeintlich fehlenden Service als Gegenleistung, über Reglementierungen und mehr. Genörgelt wird ständig. Das eigene, manchmal nahezu asoziale Verhalten aber kommt ebensowenig selbstkritisch auf den Prüfstand wie das unangemessene Anspruchsdenken bezüglich der Ausstattung eines Wohnmobilstellplatzes.
Dass man relativ häufig auch eigene Erfahrungen mit „Sparern“ macht, die z. B. ihren Obolus bei Inanspruchnahme eines Stellplatzes nicht entrichten wollen oder mehr Stellfläche in Anspruch nehmen, als sie bezahlt haben, könnte ein Hinweis darauf sein, dass gar nicht so Wenige diese Form von Geiz geil finden. Hier ein Beispiel aus dem wahren Leben auf einem niedersächsischen WoMo-Stellplatz:
Es beschwerte sich vor einiger Zeit ein Gespannfahrer darüber, dass auf dem auserwählten Platz nur „selbstfahrende Campingfahrzeuge mit eigenen sanitären Einrichtungen“ zugelassen sind. Außerdem ist die Zufahrt für Pkw ausdrücklich untersagt. Das sah der Urlauber mit SUV und angehängtem Luxuscaravan natürlich gar nicht ein und belegte stattdessen rücksichtslos gleich zwei Stellflächen: eine für den Wohnwagen, eine für den Pkw, obwohl er das Auto nur wenige Meter entfernt außerhalb des Stellplatzes hätte bequem parken können. Der Wohnwagen allein wäre gar nicht so sehr aufgefallen.
Als Stunden später der Kontrolleur kam, hatte die fünfköpfige Familie inzwischen auch noch eine dritte Stellfläche belegt, nämlich mit Grill und Campingmöbeln. Ein Parkticket konnte sie aber nicht vorweisen. Es entspann sich zwangsläufig eine erregte, teils unsachliche Diskussion zwischen dem etwas aggressiven Gespannfahrer und der sehr höflichen Aufsichtsperson.
Der Wohnwagentourist bezeichnete die Zufahrtbeschränkung auf Wohnmobile als groben Unfug, unsinnig und diskriminierend. Deshalb habe er auch keinen Parkschein gelöst. Der Kontrolleur verlangte daraufhin, dass erstens umgehend die dritte Stellfläche für andere Besucher frei gemacht werde und zweitens für Zugfahrzeug und Wohnanhänger je eine Übernachtingsgebühr gemäß Platzbelegung zu entrichten sei. Bezüglich der grundsätzlichen Fehlbelegung wolle er ein Auge zudrücken, sofern am nächsten Morgen der Platz tatsächlich geräumt werde.
Auf die Frage, warum er denn nicht legal den nahe gelegenen Campingplatz mit allem Komfort benutze, entgegnet der SUV-Fahrer mit seinem luxuriösen Anhänger unverblümt, das sei ihm zu teuer. Stur weigerte er sich deshalb sogar, für die genutzte zweite Stellfläche ebenfalls zu bezahlen. Der Kontrolleur wollte wohl nicht länger streiten und gab mit den Worten nach: „Ab morgen früh will ich Sie hier nicht mehr sehen!“ (Die Fotos haben keinen Bezug zu diesem Vorfall.)
So geil kann Geiz sein! Warum tun offensichtlich sogar wohlsituierte Reisende sich und anderen Menschen freiwillig solchen Stress und Ärger an und verderben sich und ihren Angehörigen damit ein gehöriges Stück Urlaubsfreude? Wegen ein paar Euros oder aus Privilegiendenken? Suchen sie eine Art „trumpscher Befriedigung“, sich mit Unverfrorenheit und Rücksichtslosigkeit am Ende durchgesetzt zu haben?
Glücklicherweise denken und handeln die meisten Wohnmobilreisenden fairer und solidarischer, denn Geiz ist überhaupt nicht geil und schlechtes, rücksichtsloses Benehmen schon gar nicht. Deshalb plädiere ich für die freiwillige Einhaltung vorgegebener Spielregeln gerade bei der Urlaubs- und Freizeitgestaltung mit dem Wohnmobil, damit wir uns die schönsten Tage und Wochen des Jahres nicht unnötig verderben.
Übrigens: Nichts gegen Jene, die von sich behaupten: „Wir stehen nur frei.“ oder „Wir gehen nur auf kostenlose Plätze.“ Das ist legitim und völlig in Ordnung, solange es gelingt, solche Plätze zu finden, ohne Verbote missachten zu müssen. Aber es ist halt auch oft Geschmackssache, welche Umgebung man dort geboten bekommt, wo die Bodenpreise niedrig sind. Doch zahlreiche positive Ausnahmen bestätigen bei kostenlosen Stellplätzen (vor allem bei kommunalen) durchaus die Regel. Stellplatzführer helfen dabei, sie zu finden. Dann ist Geiz richtig geil.🤑
