Erfahrungen mit dem Kehr-Saug-Roboter TESVOR V300

Vor knapp einem Vierteljahr erwarben wir bei AMAZON für 149 € den Kehrsaugroboter TESVOR V300. Es ist unser erstes Gerät dieser Art. Deshalb wollten wir nicht gleich allzu tief in die Tasche greifen müssen. Dass ein preiswertes Gerät nicht die gleichen Raffinessen haben würde wie ein mehrfach teureres, war beim Kauf klar. Doch der Roboter sollte zumindest seinen Zweck erfüllen und gut saugen, selbständig und ausdauernd arbeiten sowie nicht zu häufig auf Teppichen und an deren Fransen hängen bleiben. Auch einfache Bedienbarkeit war uns natürlich wichtig. Wie gut konnte der V300 diese Wünsche während der vergangenen drei Monate erfüllen? Lohnt die Anschaffung eines Saugroboters überhaupt? – Fotos zu diesem Beitrag siehe im Artikel vom 14. April!  

Zuvor hatte ich mich im Bekannten- und Verwandtenkreis umgehört und erstaunt festgestellt, dass Staubsaugroboter durchaus bereits recht verbreitet zu sein scheinen. Die Einen hatten beispielsweise um die 1000 € in ein namhaftes „deutsches“ Markengerät investiert und waren zufrieden. Andere äußerten Enttäuschung über die „Planlosigkeit“ ihres etwas billigeren, aber nach dem Zufallsprinzip navigierenden Modells. Umso überraschter bin ich nun von den positiven Eigenschaften des Fernost-Fabrikats Tesvor V300, für das wir uns schließlich entschieden hatten. Sowohl Hardware als auch Software dieses Einstiegsmodells können überzeugen. Den Kundendienst haben wir noch nicht in Anspruch nehmen müssen. Rezensenten berichten aber von guten Erfahrungen.

Die Wahl war vor allem deshalb auf den Tevor V300 gefallen, weil er schön flach ist und weil er keine zentrale Walzenbürste besitzt. Ich befürchtete nämlich, dass letztere mit unseren Fransenteppichen nicht zurechtkommen könnte und sich darin verheddern würde. Auch die sonstigen in der Werbung versprochenen (technischen) Daten überzeugten mich: leiser Lauf, großer Staubbehälter, Fernbedienung und App-Steuerung, intelligente Gyroskop-Navigation, relativ große Lithium-Ionen-Batteriekapazität. Wie sieht die Realität aus?

Amazon lieferte rasch und in sehr solider Verpackung, also sehr gut geschützt. Auspacken und Zusammenbauen (Anbringen der beiden seitlichen „Kreiselbesen“) waren stressfrei. Alles war wie beschrieben dabei, auch Batterien für die Fernbedienung sowie Ersatz-Hepafilter und -Kreiselbesen (wie ich die beiden seitlich rotierenden Besen nenne, die den Schmutz der Saugöffnung zuführen). Die WLAN-Einbindung gelingt mühelos, wenn man u. a. beachtet, dass ein 2,4 MHz Netz erforderlich ist. Die App ist hilfreich für die (Fern-)Steuerung und etwaige Rück-/Fehlermeldungen, die grafische Darstellung der Reinigungswege allerdings ist eher verwirrend und unpräzise. Ein erkennbarer Wohnungsgrundriss entsteht dabei kaum auf dem Smartphone-Display. Die gezielte automatische Ansteuerung bestimmter begrenzter Bereiche und deren Reinigung ist wohl nur mit erheblich teureren Saugrobotern möglich.

Man kann aber auch mit dem V300 Bereiche abgrenzen, indem man Magnetbänder (Extrazubehör) auslegt, die er dann nicht überfährt. Über Treppenstufen fällt er selbstverständlich auch ohne Magnetband nicht hinunter. Er kehrt um oder fährt am Rand entlang. So kehrt und saugt der V300 eine Geschossebene mit sechs Zimmern recht planmäßig und gründlich in einem Durchgang, wobei er sowohl glatte Böden als auch zahlreiche Teppiche zu bewältigen hat. In der Regel lasse ich den V300 nacheinander einzelne Wohnungsbereiche, bzw. Zimmer säubern, indem ich vorhandene Türen schließe. Meist kommen erst Diele (wo die Ladestation steht), Arbeitszimmer und Garderobenvorraum dran, dann Esszimmer, Küche und Wohnzimmer. Ab und zu trage ich den Roboter ins Obergeschoss, wo er u. a. unser Schlafzimmer saugen darf.

Da der V300 ohne zentrale Bürste speziell für glatte Böden konzipiert ist, bearbeitet er Parkett und Steinboden besonders gründlich einschließlich rechtwinkeliger Ecken. Schwerer tut er sich, wie fast alle Saugroboter, auf Teppichen, bzw. an zu hohen Teppichkanten (ca. 2 cm) oder auf schwarzen Flächen. Solche systembedingten Nachteile muss man eben akzeptieren. Teppichoberflächen saugt der Tesvor V300 gründlicher ab, wenn man ihn manuell (per Fernbedienung oder App) auf die höhere Saugstufe schaltet. Da er keine zentrale Walzenbürste besitzt, verfängt er sich auch bei hochflorigem Teppich nicht so leicht in den Fasern.

Auch Teppichfransen stören seinen Weg erwartungsgemäß nicht, es sei denn, sie legen sich um und erhöhen damit die Teppichkante auf über 2 cm. Sollte er sich in solch einer Situation mal festfahren, befreit er sich nach 10 bis 20 Sekunden durch entsprechende Bewegungen selbst wieder und setzt seine Fahrt fort. Mir kommt es so vor, als sei dieser Algorithmus erst per Update übers WLAN einprogrammiert worden, denn anfangs schaltete der Roboter bei solchen Gelegenheiten häufig gleich mit einer Fehlermeldung ab, anstatt einen Befreiungsversuch zu starten.

Jetzt kommt es nur noch äußerst selten vor, dass der V300 sich festfährt und ich nachhelfen muss. Das passiert z. B. am Fuß eines metallenen Kerzenständers im Wohnzimmer, auf den er gerne klettert und mit den Rädern den Bodenkontakt verliert. Auch bei verschlungen auf dem Boden herumliegenden Kabeln kann es dazu kommen, dass der Roboter hängen bleibt. Per Fernbedienung bekommt man ihn dann wieder flott, falls er das alleine nicht schafft und abschaltet.

Wenn ich nicht im Haus bin, kann ich unterwegs auf der Smartphone-App sowohl grafisch erkennen, ob sich der Roboter bewegt, als auch ggf. Störungsmeldungen in Textform empfangen. In der Regel lässt sich der V300 dann wie gesagt ferngesteuert zur Fortsetzung seiner Arbeit bewegen.

Diese Kehr-Saug-Arbeit verrichtet er sehr systematisch in parallelen Bahnen. Ist eine Bahn durch ein Hindernis unterbrochen, setzt er sie gleich oder später auf der anderen Seite fort. Hat er einen Bereich auf diese Weise komplett abgefahren, schließt er den Reinigungsprozess mit einer Rand- und Eckenreinigung ab, indem er nochmals die Ränder rund um die gekehrte Fläche abfährt. Es ist faszinierend, zuzuschauen, wie intelligent der Roboter navigiert und jeden ihm zugänglichen Winkel kehrt und saugt. Auch den Boden unter unserer Couch mit etwa 8 cm Bodenfreiheit lässt der nach Werksangabe 7,5 cm, tatsächlich aber ca. 7,8 cm hohe V300 nicht aus.

Wir verändern übrigens an der Wohnungseinrichtung kaum etwas, wenn der V300 kehrt und saugt. Der Roboter kommt damit zurecht, wenn etwas herumsteht. Wir entfernen lediglich dünne Kabel, die am Boden liegen und dicke, flauschige Badteppiche. Natürlich kann man ihm das Navigieren noch weiter erleichtern, indem man einzelne Gegenstände wie Sessel beiseite stellt, nötig ist das aber nicht. Der Kehrsauger umschifft alles sehr geschickt und hat auch kein Problem mit bodenlangen Vorhängen. Leichtere Objekte wie Schuhe verschiebt er manchmal etwas.

Seine Arbeit erledigt er deutlich leiser als ein herkömmlicher Staubsauger, wobei das Geräusch vom Sauggebläsemotor kommt. Fährt er nach getaner Arbeit zur Ladestation, ist er quasi unhörbar. Nicht immer findet er die Ladestation auf Anhieb, zumal sie bei uns keinen vorschriftsmäßigen Platz hat. Sie steht seitlich ziemlich verdeckt unter einem verkleideten Heizkörper in der Diele. Ist er in einem der anderen Zimmer unterwegs, kann es recht lang dauern, bis er das Erkennungssignal empfängt. Falls Zickzackfahren nichts nützt, versucht der V300 es mit einer Such-Route am Rand entlang. Irgendwann stößt er dann zwangsläufig auf einen Zugang zur Diele und entdeckt die Ladestation.

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Im Obergeschoss funktioniert das natürlich nicht, weil da keine Ladestation steht. Dort stoppe ich den Roboter nach getaner Arbeit per Fernsteuerung und trage ihn in die Diele hinunter, wo er die Station problemlos ansteuert. Sobald er Kontakt hat, ertönt die Ansage „Charging startet!“.

Der Lithiumionenakku ist über jeden Zweifel erhaben. Meist ist er nach Abschluss der Saugarbeiten in unserem Erdgeschoss noch gut halbvoll. Sogar, wenn der V300 dabei komplett auf Stufe 2 gelaufen ist, werden 30% nicht unterschritten.

Das Entleeren des großen Staubbehälters gestaltet sich einfach:

  1. Klappe auf der Geräteoberseite öffnen.
  2. Griff des Staubbehälters hochklappen und Behälter entnehmen.
  3. Deckel das Behälters über einem Mülleimer öffnen und Filter vorsichtig entnehmen, ausleeren und ausklopfen.
  4. Hepa-Filter wechseln (kann ausgewaschen werden).
  5. Alle Teile mit beigefügtem Pinsel abstauben (von Zeit zu Zeit waschen und mindestens 12 Std. trocknen lassen).
  6. Erst Hauptfilter wieder im Staubbehälter einrasten, dann Hepa-Filter mit Gummirahmen einsetzen und Staubbehälter gut schließen (einrasten).
  7. Staubbehälter wieder fest ins Gerät einsetzen und Griff umklappen. (Darauf achten, dass bewegliche, durchsichtige Rückstauklappe im Staubbehälter beim Wiedereinsetzen geschlossen ist!)
  8. Deckelklappe wieder schließen. Es kann gesaugt werden.

Was ich vermisse, ist eine Anzeige, dass der 600ml fassende Staubbehälter geleert werden muss. Vergisst man das nämlich allzu lange, kann es schlimmstenfalls passieren, dass der Kehrsauger unterwegs Schmutz verliert, statt ihn einzusaugen, weil die durchsichtige Rückstauklappe sich nicht mehr schließen kann. Deshalb habe ich mir angewöhnt, den Staubbehälter nach jeder Komplettreinigung der Wohnung zu entleeren und die Filter zu säubern wie oben beschrieben.

Insgesamt hinterlässt der Tesvor V300 dennoch einen gefälligen, qualitativ hochwertigen Eindruck und verdient keinesfalls das Prädikat „billige Fernostware“. Billig im Sinne eines vergleichsweise ausgezeichneten Preis-Leistungs-Verhältnisses ist er schon und aus meiner Sicht deshalb durchaus empfehlenswert, auch wenn manche Zeitgenossen behaupten, unter 200,00 € gebe es nichts Brauchbares auf diesem Sektor.

Ein selbständig und intelligent navigierender, saugstarker, robuster Staubsaugroboter bedeutet eine Arbeitserleichterung und Zeitersparnis. Deshalb lohnt sich die Anschaffung eines solchen Heinzelmännchens wohl in den allermeisten Fällen. Dass man dafür nicht unbedingt das teuerste Modell braucht, beweist mir eindrucksvoll unser Tesvor V300.

Wer einen Staubsaugroboter mit Walzenbürste und evtl. Wischfunktion bevorzugt, der wird beim größeren Bruder des V300 fündig, dem TESVOR X500 für ebenfalls noch unter 200 €. Der spricht sogar deutsch. Es gibt zudem zahlreiche Bauähnlichkeiten bei Staubsaugrobotern.

Sollte ich einst einen Kehrsaugroboter für jede Etage anschaffen, werde ich nach den gesammelten Erfahrungen auf folgende Features achten, die das Einstiegsmodell nicht besitzt, ohne aber auf die positiven Eigenschaften des TESVOR V300 verzichten zu wollen:

  • Virtuelle Festlegung bestimmter Zimmer/Bereiche der Wohnung, die der Roboter anfahren und reinigen soll. Dauerhafte Speicherung derselben.
  • Virtuelle (ohne Magnetband) Aussparung von evtl. Problembereichen. Dauerhafte Speicherung derselben.
  • Signalisierung „Staubbehälter leeren!“, falls es das gibt.

Und das entspricht bereits weitgehend der V300-Ausführung:

  • Möglichst ohne Wischfunktion, denn lt. Hausfrau gehe das herkömmlich (mit Zentrifuge) besser und schneller.
  • Möglichst ohne zentrale Bürste! Dürfte es aber kaum geben. Alternative: Bürste ohne Borsten (z. B. von iRobot).
  • Mäßiges Betriebsgeräusch!
  • Niedrige Bauhöhe, um z. B. unter die Couch zu fahren.

Man erkennt: Im Grunde ist der Tesvor V300 schon der ideale Staubsaugroboter und erfüllt im Wesentlichen seinen Zweck. Wenn die Software auch noch gezielte Bereichspositionierungen virtuell zulassen und speichern würde, wäre der V300 perfekt. Die Hardware passt bereits und ließe sich allenfalls durch einen Füllstandsalarm für den Staubbehälter optimieren. Wie langlebig das chinesische Produkt ist, wird man sehen.

(Titelfoto: Tesvor)

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