In diesem Zusammenhang ist eine Studie interessant, die im Ergebnis größere Mindestabstände vor allem für Radler und Jogger, aber auch hintereinander laufende Fußgänger empfiehlt, wie BR24 berichtet. Hier das Wesentliche in Auszügen aus dem BR24-Beitrag:
Danach hat der belgische Physiker Bert Blocken zusammen mit Kollegen der Universitäten von Leuven und Eindhoven in der nun veröffentlichten Studie Wassertröpfchen im Windkanal beobachtet und die Effekte zusätzlich im Computer simuliert. Das Ganze auf der Basis von umfangreichen Ergebnissen aus Asien – dort wurden schon während der ersten Sars-Epidemie 2002 viele solche Versuche angestellt.
Ergebnis: Wollen wir beim Laufen oder Radfahren einen Abstand einhalten, der den in Ruhe gebotenen 1,5 Metern Mindestdistanz entspricht – werden die erforderlichen Abstände schnell sehr groß. „Für Radfahrer zum Beispiel sind die geforderten eineinhalb Meter völlig okay, wenn sie nebeneinander fahren oder schräg versetzt. Aber wenn sie im Windschatten, also hintereinander fahren, müssen sie eine Entfernung von 20 Metern (!) einhalten, um auf die Entsprechung der 1,5 Meter zu kommen“, so Blocken.
Für Jogger ist der Wert ähnlich hoch. Und auch für Spaziergänger, die hintereinander gehen, hat Bert Blocken noch vier bis fünf Meter (!) Mindestabstand errechnet. „Wir haben keine Versuche gemacht über Infektionsrisiken. Wir haben untersucht, welchen Abstand wir in Bewegung brauchen, um genauso wenig Tröpfchen abzukriegen, wie wenn wir in Ruhe den Abstand von eineinhalb, zwei Metern einhalten“, erklärt Blocken.
Ich als Laie schließe daraus: Da Tröpfcheninfektion der Hauptübertragungsweg zu sein scheint, liegt es nahe, ein höheres Infektionsrisiko bei eigener Fortbewegung oder Luftbewegung (Wind) anzunehmen. Vielleicht liegt in den Erkenntnissen der Studie teilweise eine Erklärung für gestiegene Infektionszahlen trotz Ausgangsbeschränkungen und Abstandsgebot. U. U. sind 1,5 m schlichtweg eine zu geringe Distanz, die nach meinen Beobachtungen häufig auch noch unterschritten wird.
Entscheidend ist laut Blocken der Windschatten. Genauer: eine Art Schleppe von Luft, die jeder hinter sich herzieht, der sich bewegt. Deshalb wird das Problem schon viel kleiner, wenn man schräg versetzt radelt. Auch Menschen, die im Park liegen, während ganze Pulks von Radfahrern an ihnen vorbeiziehen, brauchen sich laut Blocken keine Sorgen zu machen.
Apropos Pulks: Große Radfahrergruppen hält Blocken für besonders gefährdet: „In den vergangenen 15 Jahren hab ich allen Radfahrern immer gesagt: „Bleibt doch im Windschatten!“ Jetzt sag ich das Gegenteil. Momentan ist es einfach sehr unklug, mit einer großen Gruppe Fahrrad zu fahren und womöglich für Stunden in einem großen Windschatten zu sein. Das ist nach unseren Erkenntnissen derzeit einfach kontraindiziert.“
Blocken rät dennoch zu Bewegung des Einzelnen an frischer Luft, allerdings mit gebotener Vorsicht und Rücksicht. Ich vermute: Wind kann u. U. auch bei in Ruhe befindlichen Personen eine Art „Schleppe“ auf der windabgewandten Seite erzeugen. Also auch Vorsicht bei Luftbewegung, die übrigens durch Ventilatoren auch in Innenräumen stattfinden kann.
Mein persönliches Fazit: Lieber zuviel Abstand als zuwenig! Für mich bedeutet das grundsätzlich mindestens 2 m! Bei Luftbewegung je nach Stärke noch mehr!
Vielleicht sollte sich der/die Eine oder Andere auch mal wieder vergegenwärtigen, welcher Strecke 2 m entsprechen. Das sind beispielsweise ungefähr zwei große Türbreiten oder die Breite eines Kleinlastwagens. Ein Standardwohnmobil ist 2,20 – 2,30 m breit. Ganz genau 2 m Länge hat ein vollständig auseinandergeklappter Meterstab, aber es darf ja etwas mehr sein.
Somit versteht sich von selbst, dass der oft propagierte „Ellbogengruß“ den nötigen Sicherheitsabstand nicht gewährleistet und deshalb als gefahrlose Alternative zum Handschlag nicht geeignet ist. Eine zum Gruß erhobene Hand samt Kopfnicken und Lächeln aus sicherer Entfernung erscheint mir zur Zeit am angemessensten.

Wir stehen erst am Anfang der Pandemie, meinen die Fachleute. Ein Alltagsleben mit dem Virus kann deshalb noch lang dauern. Wir sollten uns den angemessenen, risikoarmen Umgang mit der Ansteckungsgefahr zur selbstverständlichen Gewohnheit machen und uns ausnahmslos alle an die jeweiligen Regeln halten. Dann besteht Aussicht darauf, eines baldigen Tages die Neuinfektionen stark zu reduzieren oder nahezu zu stoppen. Immerhin stecken aktuell 10 Infizierte nur noch 7 Menschen an (R-Faktor 0,7), während es zu Beginn der Krise in Deutschland noch 30 waren (R-Faktor 3,0).
Sollte es nach stufenweisen Lockerungen aber wieder weitergehen mit halbherziger Disziplin einiger Bevölkerungsgruppen oder nimmt diese leichtsinnige Einstellung gar noch zu, kann sich die Verlangsamung des Infektionsgeschehens schnell wieder ins Gegenteil verkehren. Die fragile Beherrschbarkeit der Virusverbreitung könnte dann wieder zur Unkontrollierbarkeit werden und damit zur Überforderung des Gesundheitssystems. Dann werden wir wohl erst nach Verfügbarkeit eines Impfstoffes in ein bis zwei Jahren wieder relativ „normal“ leben können. Bis dahin könnten viele Existenzen und Menschenleben zerstört worden sein. Das muss nicht sein. Halten wir bewusst soziale Distanz, auch wenn es ungewohnt und manchmal unbequem ist! Dadurch beschleunigen wir den Weg zu einer (neuen) Normalität, die uns nur die nötigsten Einschränkungen abverlangt.
Wenn schon in bestimmten Kreisen Einsicht, Disziplin und Bereitschaft zu Verzicht aus Vernunft fehlen, so sollten doch die Todesanzeigen in der Tageszeitung aufrütteln. Und es handelt sich durchaus nicht ausschließlich um betagte Menschen und überwiegend Männer, die an Covid-19 sterben, wie es immer wieder heißt. Nein, heute beispielsweise stehen zwei Frauen unter den Toten, die wir persönlich kannten. Beides gesunde, aktive Unternehmerinnen, die eine 54, die andere 41 Jahre alt. Die Jüngere war zudem schwanger, was zeigt, dass auch die Regel, Schwangere hätten mit einem sehr milden Krankheitsverlauf zu rechnen, nicht ohne Ausnahmen bleibt.
Deshalb unbedingt weiterhin die Ausgangsbeschränkungen und Abstandsregeln gewissenhaft beachten! Die aktuelle „Lockerung“ in Bayern, die „eine Kontaktperson außerhalb des eigenen Hausstandes“ für‘s Bewegen an der frischen Luft zulässt, gilt nur für‘s Spazierengehen und Sporteln bei Einhaltung des Mindestabstandes, nicht jedoch für Besuche, Grillabende usw. Alle Gruppenbildungen in und außerhalb des eigenen Hausstandes sind weiterhin verboten. Bitte haltet euch dran, denn dem Virus ist es egal, wo die Ansteckung stattfindet und wer ihm als Wirt dafür zur Verfügung steht.
Übrigens: Grundrechte zu besitzen, heißt nicht, auf sie nicht vorübergehend verzichten zu dürfen, wenn das zum Wohle der Solidargemeinschaft ist. Übersteigertes Misstrauen scheint mir hier unangebracht.
Bleibt‘s g‘sund und munter!
(Quellen: B24, Pexels.com)