Wie komfortabel wünschen wir uns WoMo-Stellplätze?

Gibt es den „idealen“ Wohnmobil-Stellplatz?

Vorausschicken möchte ich, dass wir in der Regel zu zweit reisen wie wohl die meisten WoMo-Besatzungen. Zu dritt mit einem elfjährigen Kind sind wir auch noch ganz gut mit unseren eingespielten Abläufen zurecht gekommen. Es wird halt enger, und die V/E-Abstände verringern sich etwas. Familien mit mehreren Kindern jedoch sind wohl von vornherein auf Campingplätzen besser aufgehoben: Geeigneteres Umfeld für Kinder, Spielplatz usw., nutzbare sanitäre Einrichtungen, da bei mehreren Personen die WC-Kassette fast täglich voll sein kann. Für mehr als 2-3 Personen gelten somit meine nachfolgenden Ausführungen nicht uneingeschränkt.

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Als Wohnmobilist seit 1980 beobachte ich immer häufiger einen gewissen Trend zu campingplatzähnlichen Wohnmobilstellplätzen, deren Hauptmerkmal ein komfortables Sanitärgebäude ist.

Wir meinen: unnötigerweise! Schon aus Kostengründen sollte man sich auf das für diesen Zweck wirklich Sinnvolle und Notwendige beschränken und lieber besonderen Wert auf eine gefällige und wohnmobilgerechte Anlage der Stellflächen, angemessene Beleuchtung und eine praxisgerechte V/E-Station sowie Müllentsorgung legen.

Da Wohnmobile bekanntlich über eigene sanitäre Einrichtungen verfügen, halte ich teure und pflegeintensive Sanitärgebäude auf Stellplätzen für übertrieben und unnötig. Dafür gibt es Campingplätze. Durch die hohen Investitions- und Betriebskosten wird entweder die Stellplatzgebühr in die Höhe getrieben oder der (oft kommunale) Betreiber riskiert ein Defizit, wie man hört. Es gibt sogar Stellplätze, die schließen in besuchsärmeren Zeiten für ein paar Wochen, weil sich mit den Gebühren der wenigeren Wohnmobilisten die Kosten des Reinigungspersonals für das Sanitärgebäude nicht erwirtschaften lassen, haben wir uns von einem Betreiber sagen lassen. Schade um solche Platzkapazitäten!

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So oder ähnlich völlig ausreichend: V/E-Station

Eine praxisgerechte Ver- und Entsorgungsstation würde völlig ausreichen, um dem tatsächlichen Bedarf der meisten Wohnmobilisten gerecht zu werden. Lieber in die landschaftsarchitektonische Gestaltung, Befestigung und Gefälligkeit des Platzes investieren! Mir fällt da als eines von zahlreichen positiven Beispielen der WoMo-Stellplatz in Höxter an der Weser ein: schöne Lage am Fluss gegenüber der Altstadt, durch Hecken gefällig parzellierte Stellflächen, Zentrumsnähe, Beleuchtung, V/E-Station. Alle Parzellen sind ausreichend groß, damit nicht das Gefühl des Eingepferchtseins oder „Kuschelcampings“ aufkommt. So oder so ähnlich wünschen wir uns Wohnmobilstellplätze. Oder gleich naturbelassen und dafür kostenlos!

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Wem das nicht reicht, der hat ja die Wahl, auf einen Campingplatz auszuweichen und all den Komfort zu genießen (und zu bezahlen), der für WoMo-Besatzungen meist überflüssig, weil „doppelt gemoppelt“, ist. WoMo-Stellplätze sind in der Regel keine Urlaubsplätze. Wer den Erholungsurlaub an einem Domizil verbringen will, Kinder bespaßt haben und Animationsangebote nutzen möchte, ist auf einem entsprechenden Campingplatz ohnehin viel besser aufgehoben. Auch wir suchen gelegentlich Campingparks auf, um zu relaxen und besonderen Service, vor allem im Winter, zu genießen, bzw. halt länger zu bleiben.

Viele Wohnmobilisten wollen jedoch vor allem Sehenswürdigkeiten und Städte erkunden. Diese Globetrotter stehen selten länger als zwei oder drei Tage auf einem Fleck. Sie möchten sich nicht auf einem Campingplatz wie für den Erholungsurlaub häuslich einrichten, sondern unkompliziert geeignete Stellplätze für ihr Fahrzeug ansteuern, um z. B. Radtouren, Wanderungen, Besichtigungen und Restaurantbesuche zu machen und sicher übernachten zu können. Dann geht’s wieder weiter. Die nötige Infrastruktur haben sie wie wir selbst dabei.

Wir jedenfalls benutzen am liebsten das eigene WC und die eigene Dusche, zumal wir nicht der Macht der Gewohnheit unterliegen wie offensichtlich viele ehemalige Wohnwagenurlauber und Camper unter den Wohnmobilisten. Sie kannten es nicht anders, als auf dem Campingplatz zu wohnen und dort sommers wie winters zum Sanitärhaus zu marschieren: zum Abspülen, zum Duschen, zu großen und kleinen Geschäften.

Da wir nie typische Zelt- oder Caravan-Urlauber waren, somit keine Campingerfahrung besaßen und das mobile Leben 1980 gleich mit einem WoMo erlernen mussten, fanden wir es von Anfang an angenehm und praktisch, nicht bei jedem Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit zum manchmal recht weit entfernten Sanitärgebäude laufen zu müssen, sondern alle Verrichtungen wie zuhause im mobilen Heim zu erledigen. Die Warteschlangen z. B. vor den Campingplatzduschen nach Rückkehr vom Strand waren uns schon damals ein Graus.

Etwa eine Woche lang sind wir zu zweit autark, dann geht’s ans Ver- und Entsorgen. Wenn ich allein reise, verdoppelt sich die Zeitspanne. An diesen Rhythmus gewöhnt man sich. Für uns gilt das auch auf Campingplätzen, obwohl wir ja die Sanitärausstattung des Platzes meist mitbezahlen müssen. Andererseits ermöglicht uns die eigene Infrastruktur gleichermaßen das komfortable Freistehen. Vor allem wegen dieser Unabhängigkeit kaufte ich 1980 ein Wohnmobil und keinen Caravan und strebte seither ein gewisses Maß an Autarkie an, zumindest im Sommerhalbjahr.

Deshalb halten wir aus unserer langjährigen Erfahrung heraus Sanitärhäuser auf WoMo-Stellplätzen für unnötigen und kostspieligen „Luxus“. Lieber bei größeren Plätzen eine zweite V/E-Station! Dass sich auch anspruchsvolle „Gewohnheitstiere“ unter den Campern daran gewöhnen, die eigenen Einrichtungen zu benutzen, zeigen zahlreiche entsprechend gefällig gestaltete Stellplätze ohne WC und Duschen, die angesichts der guten Belegung als äußerst beliebt einzustufen sind. Auch ohne teures Sanitärgebäude!

Wir plädieren deshalb für gefällig angelegte, begrünte, parzellierte und beleuchtete Wohnmobilstellplätze ohne kostenintensives Samitärgebäude, aber je nach Größe mit ein bis zwei einfachen V/E-Stationen, Mülltonnen und Strom (im Sommerhalbjahr für Solaranlagenbesitzer entbehrlich), die günstig zu Ortszentren und Sehenswürdigkeiten liegen. Der Grundpreis inkl. Entsorgung sollte 10 € nicht übersteigen. Die Aufenthaltsdauer sollte, wie früher allgemein üblich, in der Regel auf etwa drei Übernachtungen beschränkt sein, vor allem bei stark frequentierten Plätzen. Die Duldung von Dauercamper-Verhaltensweisen an besonders attraktiven Plätzen ist im Interesse aller Mobilisten völlig inakzeptabel. Für längere Aufenthalte sind Campingplätze da. Normale WoMo-Stellplätze verstehen wir als „Kurzzeitplätze“ und „Durchreisestationen“, eben besondere Parkplätze für Wohnmobile. Sie sollten dennoch gefällig angelegt sein.

Soweit unsere Vorstellung vom „idealen“ einfachen WoMo-Stellplatz! Es geht natürlich noch einfacher, aber auch deutlich luxuriöser, wie man weiß. Deshalb würden wir angesichts des sich abzeichnenden Trends nach folgende Kategorien differenzieren, unter denen es natürlich Überschneidungen gibt:

  • WoMo-Parkplätze/-Übernachtungsplätze ohne besondere Infrastruktur zum sicheren Abstellen des WoMos und zur Übernachtung, Aufenthaltsdauer in der Regel begrenzt, Parkgebührenautomat oder kostenlos
  • WoMo-Stellplätze: Wie im Beitrag beschrieben mit einfacher Infrastruktur, aber schön angelegt, parzelliert und auch mal zum Relaxen im Freien geeignet, Aufenthaltsdauer in der Regel begrenzt, Gebührenautomat oder Platzwart/Kassierer
  • WoMo-Häfen: Speziell für „Landyachten“ konzipierte Campingplätze mit allem Komfort, Aufenthaltsdauer  in der Regel unbegrenzt, Rezeption zu festen Zeiten
  • Campingplätze unterschiedlicher Kategorien bis hin zum 5-Sterne-Platz: Traditionelle Campinganlagen für Zelte, Caravans und Wohnmobile mit üblichem CP-Komfort, manchmal mit angegliedertem WoMo-Stell- oder Übernachtungsplatz, Aufenthaltsdauer in der Regel unbegrenzt, Rezeption zu festen Zeiten

Prinzipiell, meinen wir, soll jeder Reisende selbst bestimmen können, wieviel Komfort und Luxus er unterwegs haben und bezahlen möchte. Gerechterweise sollten Gebühren daher stets gemäß Inanspruchnahme von Leistungen erhoben werden. Denn wer schon in die Autarkie seines WoMos investiert hat, will nicht zusätzlich für Einrichtungen bezahlen müssen, die er gar nicht nutzt.

Manche Campingplatzbetreiber haben offensichtlich die Zeichen der Zeit erkannt und einen Teil der Stellflächen zu einem Wohnmobilhafen umgewidmet. Die Gebühr halbiert sich dann etwa. Die Benutzung des Sanitärhauses ist jedoch nicht inklusive. Wer das dennoch möchte, bezahlt eben nicht nach der Preisliste „WoMo-Hafen“, sondern nach der für den „Campingplatz“. Meist sind da auch die Parzellen größer und mehr begrünt.

Warum eigentlich nicht die eigenen Installationen benutzen, wenn sie schon teuer bezahlt wurden? Es heißt übrigens, dass kaum benutzte Bordtoiletten vorzeitig Dichtungsprobleme bekämen. In 19 Jahren habe ich dagegen erst einmal eine Dichtung an einer unserer drei C200-Kassetten gewechselt. Das scheint der Lohn für eifrige Nutzung zu sein. 😊 Demgegenüber haben wir aber auch schon Wohnmobilbesatzungen getroffen, die erklärten, das bordeigene WC gar nicht zu benutzen, weil es stinke oder rasch verstopft sei. Bei richtigem und häufigem Gebrauch gäbe es das gewiss nicht! Wir hatten noch nie diesbezüglich Probleme.

Mehr zum wohnmobilen Klo hier: Anrüchiges? Das Bord-WC im WoMo

Findet man den „idealen Stellplatz“ über Stellplatzbewertungen in Stellplatzführern?

Nicht unbedingt! Schon bald stellten wir fest, dass Geschmäcker eben nun mal sehr verschieden sind. In Frankreich gefiel es uns früher beispielsweise besonders gut auf einfachen Campingplätzen, wunderschön am Meer gelegen, die aber beim ADAC durchfielen, weil die sanitären Anlagen nicht deutschem Standard entsprachen, was uns wiederum nichts ausmachte, da wir sie ohnehin nicht benutzten. Uns war und ist ein freier Blick, eine gefällige Umgebung, sind großzügige Platzverhältnisse ohne Massenbetrieb wichtiger. Schrecklicher Gedanke, tagelang links und rechts auf Caravan-Wände starren zu müssen. Und das zumeist für viel Geld!

Die oft widersprüchlichen Bewertungen für ein und denselben Platz sprechen Bände. Die Einen loben die schöne Umgebung, die günstige Lage, den fairen Preis und das freundliche Personal. Die Anderen dagegen nörgeln wegen fehlender WCs und Duschen, beanstanden die geringe Anzahl der Stromsäulen, finden es zu laut wegen der Bahn oder der Kirchenglocken und schimpfen über den Besuchszeitpunkt des Gebührenkontrolleurs, der zur Unzeit, morgens um 08:30 Uhr, das fehlende Parkticket angemahnt habe. Kein Wunder, wenn dann auch noch dieser Platzwart als „extrem unfreundlich“ und die Gebühr als „Abzocke“ bezeichnet wird. Nörgler und Geizhälse mit unangemessenem Anspruchsdenken sterben leider nicht aus. Eine sachliche Aussage fehlt, weil die Erwartungshaltung nicht passt, die Urlaubsform nicht den persönlichen Vorlieben entspricht, mit dem Urlaubsgefährt und seiner Technik falsch umgegangen wird, letztlich Unzufriedenheit alles überlagert. Dabei wäre es so einfach: Wenn mir der Komfort eines Stellplatzes nicht ausreicht, fahre ich eben auf einen entsprechend ausgestatteten Campingplatz und rede nicht den Stellplatz schlecht.

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Schöne Lagen sind uns wichtig, nicht aufwändige Sanitärhäuser.

Fazit: Die persönliche Inaugenscheinnahme eines Stellplatzes ist zur Beurteilung unverzichtbar, da manchen Bewertungen ganz andere Kriterien zugrunde liegen, als man selbst für wesentlich hält. Nicht selten fanden und finden wir vor Ort sowohl Negativurteile als auch positive Bewertungen aus unserer Perspektive nicht bestätigt.

Völlig freies Stehen außerhalb von Wohnmobilstellplätzen oder Campingplätzen praktizierten wir als jüngere Menschen häufig, in Griechenland z. B. sogar wochenlang autark an herrlichen Stränden, doch ziehen wir heute, auch aus Sicherheitsgründen, meistens einen offiziellen Platz vor. Ein Sanitärgebäude brauchen wir aber nach wie vor nicht. Ab und zu eine V/E-Station anzufahren, reicht, um die eigene Infrastruktur funktionstüchtig zu erhalten.

Auf das Thema Autarkie bei der Stromversorgung gehe ich an anderer Stelle ein.

10 Gedanken zu “Wie komfortabel wünschen wir uns WoMo-Stellplätze?

  1. Bin heute auf der Suche nach einer passenden LiFeYPO4 Batterie auf Deinen Blog gestoßen. Was die Stellplätze angeht, deckt sich unsere Meinung zu 100% ! Standen jetzt über Jahreswechsel in Charleville- Mezieres in den Ardennen, hatten aber nachts einen starken Spannungsabfall bei unseren AGM Batterien (330Ah), sodass der Unterspannungsschutz sowohl unserer Diesel-als auch der Gasheizung, sowie des Kühlschranks ansprach. Und das schon in der 1. Nacht. Unser Generator half uns dann weiter, aber das ist keine Dauerlösung.Habe jetzt verstanden, dass AGM Batterien für Womos mit starken Verbrauchern ungeeignet sind. Habe mich für die FRARON entschieden. Weißt Du, ob die auch liegend eingebaut werden kann? habe nur 230 mm Einbauhöhe zur Verfügung.
    Übrigens: wir wollen im März über die Seidenstraße nach China fahren.
    Mit Globetrottergrüßen
    Gerhard Hebel

    1. Hallo Gerhard, meines Wissens kann der Einbau lageunabhängig durchgeführt werden. Frage aber sicherheitshalber bei FraRon nach!
      Ich wünsche euch eine erlebnisreiche, aber störungsfreie Chinareise.
      Beste Grüße
      Werner

  2. Genau unser Denken. Wir benutzen auch am liebsten unsere eigene Dusche und WC. Warum sind diese Teile denn im Womo? Ich fühle mich in der eigenen Dusche einfach wohler und weiß auch dass alles sauber ist.☺
    🚿🚽🚆

    1. Viele Wohnmobilisten nutzen ihre Dusche nicht als solche, nutzen sie als Kleiderschrank. Da kann man sich an den Kopf fassen. Man nutzt ja auch nicht die Kochecke als Klo

  3. Schön geschrieben. Ich kann mich deiner Meinung anschließen. Auch für uns ist die Lage eines Platzes ausschlaggebend für die Beurteilung.
    Hin und wieder schätze ich aber auch eine ausgiebige Dusche, für die ich dann bereitwillig zahle.
    Insofern sind Plätze mit günstigen Preisen fürs Stehen/Versorgen und kostenpflichtigen Sanitäranlagen eigentlich ganz nett.

    Umgekehrt habe ich dann allerdings auf verhältnismäßig teuren Campingplätzen wenig Verständnis für den Münzeinwurf an der Dusche.

    Ein Glück, dass man mit dem Wohnmobil sehr flexibel ist und meist einfach weiterfahren kann, wenn es nicht gefällt.

    Viele Grüße,
    Axel

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