LiFe(Y)PO4: Technische Daten im Vergleich

Inzwischen arbeitet zwar meine neue LiFeYPO4-Versorgungsbatterie von FraRon electronic brav und störungsfrei im WoMo, doch reizt mich nun doch noch im Nachhinein ein Vergleich der wichtigsten technischen Daten (nach Herstellerangaben) der von mir zuletzt in die engere Wahl genommenen LFP-Systeme von Victron und FraRon

Nachdem André Bonsch von AMUMOT.de mir geraten hatte, unbedingt eine mit Yttrium dotierte Lithium-Batterie zu nehmen, hatte ich die 200 Ah LiFePO4 Smart von Victron Energy schon fast gekauft, aber dann entdeckte ich in letzter Minute noch die 200 Ah LiFeYPO4 mit integriertem BMS von FraRon electronic, die als einzige mir bekannte „Yttrium-Batterie“ (LYP) mit dieser Kapazität von den Abmessungen her genau in meinen Batteriebehälter passt. Folglich benötigte ich keinen anderen Einbauort für die neue Batterie. Das war dann auch der Hauptgrund für die Umentscheidung zu dem FraRon-Produkt, zumal André ganz fair erklärte, die bei FraRon verwendeten LiFeYPO4-Zellen stünden denen seiner Victron-Batterien in nichts nach.

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FraRon-LYP: Sieht gar nicht aus wie eine Batterie, passt dafür wie angegossen in meinen Batteriekasten. Nur noch Deckel zu, und sie ist nicht mehr sichtbar.
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Die Batterie ist unter dem Stauraumboden gut aufgehoben und belüftet. Nur der Wechselrichter fällt noch ins Auge.

LYP oder LFP ?

FraRon und Victron sollen angeblich die gleichen oder sehr ähnliche LiFeYPO4-Batteriezellen von Winston verbauen. Erkennt man das auch an den technischen Daten?

Hier der Vergleich: Victron = v, FraRon = f (Unterschiede fett gedruckt)

  • Nennspannung (für 12V-System): v 12,8 V, f 13,2 V
  • Nennkapazität bei 25°C: v 200 Ah, f 200 Ah
  • Nennenergie bei 25°C: v 2560 Wh, f 2640 Wh
  • Max. Dauerentladestrom mit BMS: v 200 A, f 200 A
  • Empfohlener Dauerentladestrom: v < 200 A, f 200 A
  • Entladeschlussspannung: v 11,0 V, f 11,2 V
  • Lebensdauer bei 70% Entladetiefe: v 3000 Zyklen, f 5000 Zyklen
  • Ladeschlussspannung: v 14,0 – 14,4 V, f 14,4 – 14,6 V
  • Erhaltungsspannung: v 13,5 V, f 13,5 – 13,6 V
  • Max. Ladestrom: v 200 A (mit BMS), f 200 A
  • Empfohlener Ladestrom: v bis 100 A, f bis 100 A
  • Betriebstemperaturbereich: v -20°C bis +50°C, f -25°C bis +50°C
  • Ladetemperaturbereich: v >0°C bis +50°C, f -25°C bis +50°C

Wie man erkennt, sind die Batteriezellen technisch doch nicht völlig gleich. Bei Victron beträgt die Nennspannung einer Zelle 3,2 V, bei Fraron 3,3 V, die der gesamten Batterie dementsprechend 12,8 V, bzw. 13,2 V. Wegen unterschiedlicher Angaben in diversen FraRon-Unterlagen habe ich eigens nochmals nachgefragt, ob die Nennspannung so zutreffe. Mir wurde schriftlich bestätigt, dass die Nennspannung meiner Batterie 13,2 V betrage, die einer einzelnen Zelle somit 3,3 V.

Auch die Lade- und Entladeschlussspannungen unterscheiden sich deutlich. Victron hat die empfohlene Ladeschlussspannung neuerdings von 14,5 V auf 14,2 V herabgesetzt. Bei FraRon liegt sie bei 14,6 V. Die Differenz entspricht nun dem Unterschied von ebenfalls o,4 V bei den Nennspannungen der beiden Produkte.

Vorausgesetzt die Herstellerangaben stimmen, lassen einige Abweichungen besonders aufhorchen: die Lebensdauer mit 3000 (Victron) gegenüber 5000 (FraRon) zu erwartenden Zyklen bei 70% Entladetiefe, die etwas geringere Betriebstemperaturtoleranz der Victron-Batterie im Minusbereich (-20°C gegenüber -25°C) sowie, und vor allem, die Ladetemperatur, die bei Victron stets über 0°C liegen muss.

Letzteres dürfte im temperierten WoMo-Betrieb keine nennenswerte Rolle spielen. Aber die Ladetemperatureinschränkung und die angegebene geringere Zyklenzahl sind ein Hinweis darauf, dass womöglich doch nicht LYP-, sondern LFP-Zellen bei Victron verwendet werden?

Zuverlässig weiß ich von FraRon, dass es sich bei den im eigenen Produkt verbauten Batteriezellen um LiFeYPO4 von Winston handele. Welche Zellen bei Victron Verwendung finden, wisse man nicht (obwohl FraRon auch Victron-Produkte verkauft). Ich wiederum kann als Laie nicht beurteilen, ob es auch Winston-LiFeYPO4-Zellen mit 3,2 V Nennspannung gibt und worin sie sich ggf. von denen mit 3,3 V Zellenspannung unterscheiden, bzw. ob das Auswirkungen auf die Zyklenzahl hat. Victron selbst gibt als Batterietyp nach wie vor „LiFePO4″ an, also ohne Yttrium ausdrücklich zu erwähnen, obwohl das ein Verkaufsargument wäre. Ich weiß somit nur von André, was in den Victron Akkus stecken soll. Der Mann hat gute Connections. Vielleicht wird doch bald mal offiziell von den Holländern bestätigt, was Sache ist.

Update 2018: Inzwischen wurde offiziell hestätigt, dass Victron keine LiFeYPO4-Zellen verwende! AMUMOT vertreibt nun auch das FraRon 200Ah LiFeYPO4- Modell mit integriertem BMS.

Noch ein wesentlicher Unterschied:  Bei Victron wird bekanntlich das Batterie-Management-System (BMS) extern angesteckt und verkabelt, während FraRon das BMS zusammen mit einem Batteriehauptschalter im Gehäuse integriert. Dieser konzeptionelle Unterschied muss ebenso wenig wie Batteriezellen mit unterschiedlichen Nennspannungen einen Qualitätsunterschied bedeuten.

Bei FraRon setzt das Balancing wie bei Victron bei einer Zellspannung von 3,4 V ein. Auch die sonstigen BMS-Sicherheitsfunktionen (Schutz gegen Unterspannung, Überspannung, Übertemperatur) sind weitgehend gleich. Die Selbstentladung der FraRon-Batterie kommt mir relativ hoch vor: 3% der Kapazität pro Monat. Bei Victron habe ich die entsprechende Angabe nicht gefunden oder überlesen.

Doch wie gesagt: In meinem Fall waren all diese Daten, die ich eh kaum beurteilen kann, nicht so relevant wie die System-Abmessungen. Das FraRon-Konzept mit BMS und Hauptschalter im Batteriegehäuse bot außerdem Vorteile bei der Installation..

Es plagt mich halt die Neugierde, wissen zu wollen, was die beiden nahezu preisgleichen Produkte von Victron und FraRon tatsächlich technisch und qualitativ voneinander unterscheidet. Auch wenn mein System längst installiert ist und ich daran nichts mehr zu ändern gedenke, ein tieferer Einblick in die beiden alternativen Systeme könnte jenen Wohnmobilisten eine Entscheidungshilfe sein, die künftig die Umrüstung der Bordstromversorgung auf LFP oder LYP planen.

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